Smart Homes als Toys for the Boys
Trendforscherin Oona Horx Strathern referierte beim Bundestag der Immobilientreuhänder am 18. September 2025 über „Megatrends und Zukunftsperspektiven: Immobilien von morgen“.

OIZ: Welchen globalen Immobilientrend orten Sie also?
OONA HORX STRATHERN (lacht): Den einen Immobilientrend gibt es nicht. Es geht vielmehr um sogenannte Megatrends, die beeinflussen, wie wir künftig wohnen und arbeiten. Diese, die sich wiederum aufeinander einwirken, spiegeln die soziodemographischen Änderungen unserer Gesellschaft wider. Ein solcher Megatrend in Europa ist die Individualisierung. So nimmt auch in Österreich die Anzahl der Single-Haushalte mit entsprechenden Wohnbedürfnissen zu.
OIZ: Bitte nennen Sie noch einen solchen Megatrend.
HORX STRATHERN: Das Faktum, dass wir auf eine Aging Society, also auf eine alternde Gesellschaft, zusteuern. Dieser Megatrend wird sich in den nächsten zwanzig Jahren zuspitzen. Die Nachfrage nach Seniorenimmobilien, die jetzt schon nicht gedeckt werden kann, wird weiter steigen.
OIZ: Inwiefern spielt die Leistbarkeit notgedrungen in den Wohnimmobilienmarkt hinein?
HORX STRATHERN: Selbstverständlich würde die Generation Z (Anm.: zwischen 1995 und 2010 Geborene) im Eigentum wohnen wollen. Aber in diesen Zeiten geht sich das nicht mehr aus. Das stellt für sie ein ökonomischer Stressfaktor dar. Die Eltern der Generation Z, die sogenannten Baby-Boomers, taten sich wesentlich leichter, einen Kredit aufzunehmen und eine Wohnung zu kaufen.
OIZ: Ist somit auch der Traum vom Einfamilienhaus ausgeträumt?
HORX STRATHERN: Dieser Traum existiert noch. Jedoch betrachtet die junge Generation das Einfamilienhaus – abgesehen von der Leistbarkeit – kritisch. Sie ist bereit zu teilen und hat ein offenes Mindset für das Leben in Gemeinschaft auf kleinerem Raum. Dazu muss man aber erwähnen, dass dieses Teilen System hat. Wir nennen es die individualistische Gemeinschaft. Dieser Megatrend geht Hand in Hand mit der bereits erwähnten Individualisierung, bei der die Menschen natürlich auch das Bedürfnis nach Gesellschaft haben. Es geht hier aber nicht um Wohngemeinschaften wie anno dazumal, bei denen alles geteilt wurde. Vielmehr ist die Rede von Anlagen mit Kleinwohnungen, dafür mit Gemeinschaftsflächen wie Terrassen, Gyms, Partyräumen. Hier verfügt Österreich über ein gutes Angebot.
OIZ: Es hieß, die Pandemie würde Kleinwohnungen den Garaus machen.
HORX STRATHERN: Das trat nicht ein. Es wird auch aufgrund der steigenden Single-Haushalte weiter Kleinwohnungen geben, jedoch wie erwähnt individualisierter. Generell zeichnet sich jede Lebensphase durch ein anderes Wohnbedürfnis aus. Und hier wiederum muss man sich vor Augen halten, dass sich diese Phasen gewandelt haben und dass wir länger leben. Und dass man früher mit 18 Jahren heiratete, um dann zügig eine Familie zu gründen. Heute bekommen Frauen in Österreich durchschnittlich mit dreißig Jahren das erste Kind. Auch die Arbeitswelt änderte sich wesentlich; Stichwort: New Work, im Zuge der Pandemie. Hier läuft nun der Gegentrend Back-to-Office.
OIZ: Welcher angekündigte Immobilientrend verpuffte?
HORX STATHERN: Das Smart Home. Denn es löste das technische Versprechen, dass da eine Immobilie ist, die alles für einen erledigt, nicht ein. Im Gegenteil. Man muss sich um das Objekt kümmern statt umgekehrt. Selbstverständlich gibt es Personen, meistens Männer, die diese Idee lieben. Das Smart Home als Toys for the Boys sozusagen (lacht). Punkto Energieeffizienz macht es aber freilich Sinn.