„Nichts traf uns unerwartet“
Michael Pisecky, Gerald Gollenz und Johannes Wild lassen ihre Funktionsperiode als Vorstand des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder Revue passieren.

OIZ: Mit dem Ende der Funktionsperiode am 30. Juni 2025 schieden Sie alle drei gemeinsam aus dem Vorstand des Fachverbandes aus. Fällt da eine Last ab?
MICHAEL PISECKY: Ich würde für mich sagen, ein zeitweise Halbtagsjob fällt weg, den ich aber gleich wieder mit noch intensiverer Arbeit für die Fachgruppe Wien, bei der ich ja noch zwei Jahre Obmann bleibe, auffülle.
JOHANNES WILD: Ich kann Michael nur beipflichten. Gerade die Monate der Regierungsbildung waren eine herausfordernde Phase. Es musste an vielen Verhandlungen teilgenommen werden.
GERALD GOLLENZ: Im Gegensatz zu den Kollegen endete für mich damit die letzte Funktion in der Wirtschaftskammer. Ich hätte schon noch gerne einiges abgeschlossen. So gesehen fällt keine Last von mir ab. Ich muss jetzt einmal alles verarbeiten und dann werde ich sehen, wo ich meine Expertise wie am besten einbringen kann.
OIZ: Die Herausforderungen für die Branche spitzten sich in ihrer Funktionsperiode wesentlich zu.
GOLLENZ: Ja, aber wir waren bestens darauf vorbereitet. Nichts traf uns unerwartet. Durch das Implementieren des Neubauberichts etwa können wir jetzt, in der schwierigsten Phase für die Baubranche, mit realen, faktenbasierten Daten unsere Forderungen stützen und vor allem die Situation anschaubar und nachvollziehbar darlegen.
PISECKY: Die Evaluierung der Neubau- und Sanierungszahlen und deren Miet- und Kaufpreise, das Weiterführen unseres Immobilienpreisspiegels sowie die laufende Evaluierung des Bestellerprinzips sind enorm wichtige Instrumente für die Branche und den Markt. Hier investierten wir neben Einsatz auch Geld, um heute die Entwicklung deutlich abbilden zu können. Das war vorher unmöglich.
WILD: Gerade in Verhandlungen, ob auf Bundes- oder Landesebene, musste ich oft Überzeugungsarbeit leisten, weil für viele die Probleme unserer Branche nicht sichtbar waren. Heute, dank dieser wertvollen Datenauswertungen, wissen die meisten, dass zum Beispiel die Neubau- und Sanierungsleistungen massiv einbrachen. Um fast achtzig Prozent mittlerweile. Oder dass die gewerbliche Immobilienwirtschaft in Österreich zwei Drittel des Wohnbaus quasi „stemmt“.
GOLLENZ: Aber eine der schlimmsten Zuspitzungen für uns war mit Sicherheit die Einführung des Bestellerprinzips. Ich kann hier für uns alle sagen, dass wirklich alles versucht wurde, um dies zu verhindern. Ich persönlich habe mich dabei sehr, um nicht zu sagen, fast schon zu unbeliebt gemacht. Ich sagte offen, dass es für mich unmöglich ist, dass unsere politischen Wirtschaftsvertreter im Parlament ein Gesetz befürworten, während damit einer ganzen Branche, Maklerinnen und Maklern, ein Existenzbeitrag von einem Tag auf den anderen entzogen wurde.
PISECKY: Und Du hattes recht! Es sind bundesweit einige hundert Maklerunternehmen verschwunden!
WILD: Oder viele nehmen den Beruf eben nur mehr nebenbei wahr und mussten sich eine andere Hauptarbeit suchen. Dazu kommt heute, dass immer mehr Menschen mieten statt kaufen, und das zukünftig so bleiben wird, aber der Mietmarkt sich quasi ohne Experten verselbständigt.
OIZ: Wird sich das Verhältnis zwischen Miete und Kauf durch den Wegfall der KIM-Verordnung und der niedrigen Zinsen nicht wieder zugunsten von Eigentum verschieben?
GOLLENZ: Ich sehe das nüchtern. Erstens ist die Verordnung vom Tisch, aber so wie es aussieht, keinesfalls die strengen Richtlinien der Verordnung. Außerdem haben sich viele schon an das Mieten als flexiblere Lebensoption gewöhnt. Aber ja, der Markt kommt schon wieder etwas mehr in Bewegung.
OIZ: Das Ende der KIM-Verordnung ist doch eine Errungenschaft des Fachverbands?
PISECKY: Es ist jedenfalls eine Errungenschaft auch unserer gemeinsamen, stimmigen Zusammenarbeit und unserer Hartnäckigkeit in der Sache. Aber natürlich haben wir auch Verbündete dafür gebraucht, die das Thema mit uns forcieren. Und auch das war ein wesentlicher Teil unserer Arbeit im Fachverband, nämlich Verbündete zu gewinnen und mit ihnen bestmöglich zusammen zu arbeiten.

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WILD: Dass Gerald etwa jüngst die Gemeinnützigen Bauvereinigungen für eine Kooperation mit ins Boot geholt hat, ist wirklich ein wichtiger Beitrag für die Branche.
GOLLENZ: Wir müssen deutlich machen, dass Österreich von gewerblichen, gemeinnützigen und kommunalen Unternehmungen gebaut wird und es alle braucht, wenn sie auch unterschiedliche Unterstützung benötigen. Ich bin nicht gegen weniger gemeinnützigen Wohnbau, ich will mehr davon. Aber auch mehr gewerblichen.
OIZ: Was war für Sie die schwierigste Herausforderung in ihrer Funktionsperiode?
GOLLENZ: Also für mich mit Sicherheit einige sehr schwierige Entscheidungen innerhalb der Organisation des Fachverbands, die einem auch menschlich nicht leichtgefallen sind.
PISECKY: Selbst, wenn eine Maßnahme zwingend erforderlich ist, so ist es im Endeffekt dennoch schwierig, sie umzusetzen. Weniger, weil es unpopulär ist, aber weil auch in einem Fachverband sehr zwischenmenschlich zusammengearbeitet wird.
WILD: Ich gebe den Kollegen recht und füge hinzu, dass es schon auch ungemein hart ist, Dinge wie den Beschluss des Bestellerprinzips letztendlich auch allen Bundesländern und den Mitgliedern kommunizieren zu müssen. Man wird es schon leid, Dinge zumindest erklären zu müssen, wenn man sie nicht vertritt, gerade weil man diese Entscheidungen manchmal zutiefst ablehnt.
OIZ: Was die besonders positiven Momente?
PISECKY: Immer, wenn wir in einer Verhandlung für die Branche doch etwas bewirken konnten, in kleinsten Details – das tut einfach gut. Auch wenn wir vieles kritisieren müssen, Erfolge, wie zum Beispiel das Ende der KIM-Verordnung, kommunizieren zu können. Und positive Rückmeldungen der Mitglieder.
WILD: Ja, ich stimme zu, besonders der Zuspruch von Mitgliedern, die erkennen, dass wir uns wirklich für die Sache stark machen und einsetzen!
GOLLENZ: Offen gesagt, für mich war es schon die kollegiale und respektvolle Zusammenarbeit in unserem Dreier-Team. Auch wenn wir manchmal unterschiedlicher Meinung waren, wir haben uns immer gemeinsam zu einer guten und tragfähigen Lösung entschieden. Das war wirklich bemerkenswert und hat die Arbeit gut vorangebracht. Die Arbeit ist nur in einem gut funktionierenden Team zu bewältigen, und so war es zwischen uns von Anfang an. Es war trotz der Herausforderungen einfach eine tolle und spannende Zeit!