Drei Fragen an die neuen Fachgruppenobmann-Stellvertreter
Mit welchen Herausforderungen sind Immobilienverwalter, Bauträger sowie Immobilienmakler konfrontiert? Ellen Moll, Hans Jörg Ulreich und Mario Zoidl antworten.

OIZ: Wie gestaltet sich Ihr beruflicher Werdegang?

Credit: Die Fotografen / Charly Lair
ELLEN MOLL: Nach der HAK-Matura absolvierte ich das Studium der Rechtswissenschaften. Währenddessen arbeitete ich schon im Familienbetrieb, den ich 2017 mit meinem Geschäftspartner übernahm, mit. Gleichzeitig wurde ich Ausschussmitglied in der WK Tirol, später österreichische Verwaltersprecherin. Seit 2025 bin ich Fachgruppenobfrau in Tirol und stellvertretende Fachverbandsobfrau in der WKÖ.
HANS JÖRG ULEICH: Ich beschäftige mich seit 1989 mit der Sanierung von Altbauten. Seit 1999 bin ich geschäftsführender Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH, seit 15 Jahren Bauträgersprecher im Fachverband, darüber hinaus Lektor an diversen Fachhochschulen.
MARIO ZOIDL: Ich genoss eine technisch-wirtschaftliche Ausbildung, war weiters langjährig im Projektmanagement und anschließend in der Geschäftsleitung eines Projektentwicklers tätig sein, bevor ich 2002 mit meiner Treuhänderausbildung in den Immobilienbereich wechselte. Seit 2008 bin ich Geschäftsführer der VKB Immobilien GmbH. Seit 2010 bin ich in der oberösterreichischen Fachgruppe der Immobilien- und Vermögentreuhänder aktiv, seit 2015 dortiger Fachgruppenobmann.
OIZ: Mit welchen Herausforderungen ist die Berufsgruppe, die Sie vertreten, aktuell konfrontiert?
MOLL: Wir stehen vor der Herausforderung, dass energetische Maßnahmen häufig mehrheitlich gewünscht werden, dann aber an gesetzlichen Hürden scheitern. Auch wegen der sich ständig ändernden Förderlandschaft herrscht große Verunsicherung. Die Mietpreisbremse trifft auch uns Verwalter, weil wir mit unserem Honorar an die Kategorieerhöhungen gebunden sind. So kämpfen wir mit Lohn-, Energiekostenerhöhungen und steigenden Digitalisierungskosten – bei gleichbleibenden Honoraren. Das letzte OGH-Urteil zur Wertsicherung ist zu begrüßen. Das aber nur eines der Indexprobleme. Es benötigt immer noch eine gesetzgeberische Sanierung.

Credit: Chiara Milo
ULREICH: Erstens mit Finanzierungsproblemen, denn die FMA sieht bei gewerblichen Immobilienfinanzierungen enorme Risiken und macht den Banken so viel Druck, dass sogar solide Bauträger für richtig gute Projekte kein Geld mehr bekommen. Selbst Mietwohnung gelten als gewerblich und müssen samt Tilgung binnen 25 Jahren refinanziert werden, was sich nicht einmal mit der doppelten Marktmiete ausgeht. Zweitens sind die Baukosten aufgrund von Überregulierung um ein Drittel zu hoch. Und schließlich drittens haben die Bauträger mit kontraproduktiven Rahmenbedingungen im MRG und WEG sowie in der Flächenwidmung zu kämpfen.
ZOIDL: Während der letzten Jahre veränderte sich nicht nur der Immobilienmarkt generell, sondern auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen wie Provisionsreduzierungen, Bestellerprinzip und Formalitäten zur Verhinderung von Geldwäsche. Dazu kommt, dass sich die Arbeit für die Immobilienmaklerinnen und -makler aufgrund der Marktdominanz einzelner Plattformen wesentlich verteuerte und erschwerte. Weiters befindet sich die Immobilienbranche durch den Einsatz von KI unterstützen Programmen in einer Transformationsphase. Es gilt, sämtliche Mitglieder in Österreich übergeordnet zu unterstützen und ihnen in ein neues, modernes Zeitalter der Maklerei zu helfen.
OIZ: Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um besagte Herausforderungen zu bewältigen?
MOLL: Wir als Wirtschaftskammer sind Ansprechpartner Nummer 1 der Politiker. Wir müssen aktiv auf sie zugehen und unsere Forderungen klar ansprechen. Diese sind u. a. Rechtssicherheit in der Förderungslandschaft, Anpassungen im MRG und WEG zur Möglichmachung umfassender thermischer Sanierungen. Weiters ist die Verwaltungskostenpauschale vom Kategoriebetrag zu entkoppeln, so wie es bei den gemeinnützigen Verwaltern der Fall ist. Bei der Formulierung von Gesetzestextierungen sind wir Experten und können Vorschläge liefern.
ULREICH: Es gilt, sich mit anderen Akteuren zu vernetzen, proaktive Informations- und Medienarbeit zu betreiben sowie Best- beziehungsweise Worst-Practice-Beispiele aufzuzeigen. Aktuell baut Österreich jedenfalls um ein Drittel teurer als nötig. Wenn es überhaupt baut, denn die Fertigstellungen brechen wegen der Finanzierungsproblematik dramatisch ein. 2026 wird es noch schlimmer, weil die Baubewilligungen schon um 50 Prozent gesunken sind. Und die meisten dieser Projekte werden nicht finanziert und somit auch nicht gebaut.

Credit: Eric Kruegl
ZOIDL: Wir benötigen einen Schulterschluss aller rund 13.500 Mitglieder in Österreich. Denn in unseren Nachbarländern sehen wir bereits die Folgen marktbeherrschender Stellungen von Plattformen. Um Kostennachteile bei den Vertriebsaktivitäten zu verhindern, müssen wir eigene, unabhängige Lösungen wie den Immomarktplatz.at unterstützen. Eine weitere Stärke Aufgabe sehe ich in der Aus-/Weiterbildung unserer Mitglieder, etwa mit unseren Webinaren. Darüber hinaus braucht es einen guten Dialog mit der Politik, um Verbesserungen umsetzen zu können.