Interview

„Die alten Gesetze bleiben aufrecht“

06.10.2025

Laut Johannes Wild, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in Niederösterreich, gelten trotz der angespanntem Marktsituation Grundsätze wie „Lage, Lage, Lage“ unverändert.

OIZ: Bei unserem letzten Interview im Vorjahr um diese Zeit rang Niederösterreich mit den Folgen des Hochwassers. Sind die Schäden an den Gebäuden repariert?

JOHANNES WILD: Ich kann nicht sagen, ob wirklich jeder Stein getauscht wurde. Aber tatsächlich hervorzuheben ist rund um die Hochwasserproblematik in Niederösterreich, dass die Landesregierung innerhalb kürzester Zeit alle Weichen gestellt hat, um den Schaden für die Betroffenen so gering wie möglich zu halten. Die Bevölkerung war ebenfalls großartig. Und wenn man heute durch die betroffenen Gebiete fährt, scheint es nicht so, als wäre die Flut vor einem Jahr dagewesen. Die betroffenen touristischen Betriebe erstrahlen wieder. Es haben wirklich alle ihr Bestes gegeben.

OIZ: Welche News hält der niederösterreichische Wohnimmobilienmarkt derzeit parat?

WILD: Es ist gesamtösterreichisch gesehen schwierig. Die alten Gesetze bleiben natürlich aufrecht. Je besser Lage und Qualität einer Immobilie, umso nachgefragter, wenn der Preis stimmt. Je schlechter Lage und Qualität werden, umso günstiger und wenig nachgefragter bleibt sie. Wobei ich aus dem Waldviertel schon berichten kann, dass dort der Markt nach wie vor gut funktioniert und die Nachfrage auch wieder leicht steigt.

OIZ: Am 30. Juni 2025 lief die KIM-Verordnung aus. Merkt man in Niederösterreich Auswirkungen?

WILD: Aus meiner Sicht nein, denn die meisten Kreditnehmer bekommen dennoch keinen Kredit. Es stimmt schon, dass die Verordnung, also das strenge Regelwerk, ausgelaufen ist, aber das ändert überhaupt nichts daran, dass die Banken sehr wohl die Regeln beibehalten haben. Das bedeutet also, dass vielleicht mehr Kundinnen und Kunden sich trauen, einen Kredit zu beantragen, aber die Banken weiterhin sehr restriktiv Kredite vergeben. Und was ja nicht offen diskutiert wird, aber mit der EU-Vorgabe von Basel IV sind die KIM-Hürden ja quasi über die Hintertür wieder eingeführt worden.

Frau in weißer Bluse
Christine Weber vertritt neben Johannes Wild Niederösterreich im Ausschuss des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder.
Credit: Raimo Rudi Rumpler

OIZ: Worum handelt es sich bei der Schiedsgerichtsordnung in Niederösterreich?

WILD: Die Schiedsgerichtsordnung wird gerade überarbeitet. Sie ist ein einzigartiges Instrument unserer Fachgruppe. Wer sich als Unternehmer unserem Kodex quasi unterwirft, kann bei Verfehlungen dafür auch vom Schiedsgericht geahndet werden. Es ist unserer Fachgruppe besonders wichtig, dass sich Mitglieder auch standesrechtlich absolut korrekt verhalten. Wir haben diesen „Ehrenkodex“ entworfen, um Redlichkeit und Sorgfalt noch deutlicher zu leben und nach außen zu zeigen. Die Strafbarkeit soll deutlich machen, dass Verfehlungen von Unternehmen sehr wohl Konsequenzen nach sich ziehen. Besonders freut mich, dass die Mitglieder sich dieses Schiedsgericht wieder vermehrt wünschen. Es zeigt die besondere Qualität der niederösterreichischen Betriebe.

OIZ: Schon seit geraumer Zeit gibt es in Ihrem Bundesland Bezirksvertrauenspersonen. Welche Aufgaben erfüllen sie?

WILD: Die Wirtschaftskammer steht für Interessenvertretung, Information und Service. In den Bundesländern – im Gegensatz zur Bundeshauptstadt Wien – ist der Weg in die Kammer nicht immer einfach, vieles lässt sich nicht telefonisch klären. Unsere Bezirksansprechpartner stehen den Betrieben in der Region unmittelbar, persönlich und direkt für Fragen zur Verfügung. Die Kolleginnen und Kollegen sind alle Ausschussmitglieder in der Fachgruppe. Sie verfügen über Experten-Know-how und das richtige Netzwerk.

OIZ: Welche Akzente setzt die Fachgruppe Niederösterreich der Immobilien- und Vermögenstreuhänder darüber hinaus aktuell?

WILD: Aus- und Weiterbildung ist uns enorm wichtig. Um hier für alle den Zugang bestmöglich zu gestalten, sind unsere Seminare in der Regel auch online besuchbar und die meisten kann man auf unserer Webseite „rundumimmo.at“ nachschauen.

Um aktuelle Themen breiter und direkt zu diskutieren, gibt es bei uns in der Regel mindestens einmal im Monat einen Online-Live-Talk. Im DiensTalk begrüßen wir Gäste wie etwa den niederösterreichischen Wirtschaftskammerpräsidenten Wolfgang Ecker oder den ehemaligen Fachverbandsobmann Gerald Gollenz. Zuseher können online mitdiskutieren.

OIZ: Neben Ihnen vertritt Christine Weber Niederösterreich im Ausschuss des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder. Mit welchen Anliegen können sich Mitglieder an sie wenden?

WILD: Christine Weber ist in der Immobilienbranche als Top-Ausbildnerin und Expertin bekannt. Sie steht vor allem Maklerinnen mit Rat und Tat zu Seite und ist in diesem Bereich auch als Ombudsfrau zur Schlichtung tätig. Mit ihrer Erfahrung, vor allem aber auch mit ihrer klaren fachlichen Haltung ist sie ein wesentlicher Motor in der Ausbildung, Mitgliedervertretung und -betreuung.

Datum "25. November" in Form von Holzklötzen
Die niederösterreichische Bauordnungsnovelle ist beim DiensTalk am 25. November 2025 ab 15 Uhr online auf www.rundumimmo.at Thema. Credit: Getty Images 488011452 c bbbrrn

OIZ: Was brennt Ihnen und Ihren Kollegen im Bundesland sonst noch unter den Fingernägeln?

WILD: Dass Niederösterreich seine erste Sanierungsverordnung in Form einer Bauordnungsnovelle bekommt. Wir haben uns, allen voran Christine Weber, hier enorm eingebracht und mitgearbeitet. Das Ergebnis wird voraussichtlich im November die Landesregierung passieren. Alle Details rund um die Verordnung werden live in unserem DiensTalk, am 25. November 2025, ab 15 Uhr online auf www.rundumimmo.at mit den Experten rund um die neue Bauordnung diskutiert und erklärt.

 

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