Wie Kärnten baut – oder gerade nicht
Die Wohnbaubranche im südlichen Bundesland befindet sich im Spannungsfeld zwischen Bedarf und Realität. Ab 2027 zeichnet sich ein Hoffnungsschimmer ab.

Die Wohnbaubranche im südlichen Bundesland steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Eine aktuelle Erhebung von Exploreal im Auftrag der Wirtschaftskammer Kärnten analysierte im Zeitraum von 2023 bis 2025 insgesamt 167 Wohnbauprojekte mit rund 4.089 Einheiten. Dabei zeigt sich ein alarmierender Trend: Die Zahl der Fertigstellungen sinkt rapide. Wurden vor zwei Jahren noch rund 2.000 neue Wohneinheiten fertiggestellt, liegt die Prognose für heuer nur noch bei rund tausend. Das entspricht einen Rückgang um die Hälfte. Für 2026 wird mit lediglich 800 Einheiten gerechnet, was ein Minus von 59 Prozent gegenüber 2023 bedeutet. Trotz des Negativtrends zeichnet sich ein Hoffnungsschimmer ab: Für 2027 und darüber hinaus sind bereits rund 500 Wohneinheiten mehr in Planung als zum Vergleichszeitpunkt im Vorjahr.
„Der Rückgang betrifft vor allem den gewerblichen Wohnbau, der in Kärnten nach wie vor den Markt dominiert. Die Bau- und Finanzierungskosten, aber auch langwierige Widmungsverfahren und die KIM-Verordnung, die mit 30. Juni 2025 ausläuft, bremsen die Bautätigkeit spürbar aus“, erklärte Paul Perkonig, Fachgruppenobmann der Kärntner Immobilien- und Vermögenstreuhänder, bei einer Pressekonferenz am 25. Juni 2025 in Klagenfurt.
Projektgrößen, Preisentwicklung etc.
79 Prozent aller neuen Wohneinheiten werden von gewerblichen Bauträgern errichtet, wovon 59 Prozent im Eigentum umgesetzt werden. Der Anteil der Gemeinnützigen beträgt aktuell 21 Prozent – mit klarem Fokus auf geförderte Mietwohnungen, die 2025 nur acht Prozent der Fertigstellungen ausmachen werden. Die durchschnittliche Projektgröße liegt in Kärnten bei 24 Wohneinheiten, in Klagenfurt sogar bei 46.

Credit: Perkonig Realitäten
Während die Kaufpreise für Eigentumswohnungen leicht stiegen – aktuell liegt der Medianwert in Kärnten bei 407.000 Euro (+ 2,3 Prozent gegenüber 2024) und in Klagenfurt bei 371.400 Euro –, fiel der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Eigennutzer deutlich. Von einem Höchstwert von 5.926 Euro im April 2023 auf 5.360 Euro im ersten Quartal 2025, was einem Rückgang von über 10 Prozent entspricht. Perkonig erläuterte: „Die Nachfrage bleibt, aber es klafft eine gefährliche Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Die Leistbarkeit verbesserte sich nicht. Hohe Kreditkosten und fehlende Förderimpulse verschärfen die Lage.“
Wohnbau-Offensive 2030
Mit einem neuen Konzept für die Wohnbauförderung soll auf die Herausforderungen am Wohnungsmarkt reagiert werden. Karl Glanznig, Obmann der ARGE Bauwirtschaft Kärnten, erklärte dazu bei der Pressekonferenz: „Die Vorschläge für die Kärntner Wohnbau-Offensive 2030 setzen auf gezielte Anreize für Eigentumsbildung, Sanierung des Bestands und leistbare Mietwohnungen, die auf regionale Bedürfnisse und wirtschaftliche Realitäten abgestimmt sind. Immobilieneigentum soll wieder leistbar werden – insbesondere für junge Menschen, Familien und Rückkehrer. Hier ist es Aufgabe der Kärntner Landespolitik mit den Mitteln der Wohnbauförderung gegenzusteuern. Vorstellbar sind unter anderem Investitionszuschüsse, ökologische Zusatzboni sowie zinsfreie Wohnbaukredite, die auf Haushaltsgröße und Einkommen abgestimmt sind.“
Für einen Aufschwung in der Immobilien- und Baubranche sind wie erwähnt politische und marktwirtschaftliche Impulse notwendig. „Nur mit einem gemeinsamen Schulterschluss zwischen Politik, ausführende Bauwirtschaft und Bauträgern kann es gelingen, den Wohnbau langfristig zukunftsfähig und leistbar zu gestalten“, so Perkonig und Glanznig abschließend.