Kreditvergabe

Wieder mehr Optimismus beim Eigentumserwerb

Hansjörg Preims
21.11.2025

Die private Wohnraumfinanzierung zog hierzulande an. Darüber hinaus besteht eine verstärke Nachfrage bezüglich der Sanierung von Bestandsobjekten.

Der Erwerb von Wohnraumeigentum gewinnt in Österreich wieder an Dynamik. Bei der Raiffeisen Stadtbank Wien etwa zeigt man sich mit der Entwicklung im Bereich Wohnbaufinanzierung zufrieden. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – Jänner bis September – sei ein Aufschwung bei der Vergabe von neuen Krediten zu verzeichnen, sagt Christiane Flehberger, Bereichsleiterin Privatkunden & Private Banking. Besonders bei jungen Familien beobachte man in der Stadtbank ein verstärktes Interesse an Wohnraumfinanzierungen. Außerdem gebe es eine verstärke Nachfrage für die Sanierung von Bestandsobjekten.

Frau mit Brille in dunkelblauem Blazer
Christiane Flehberger, Bereichsleiterin Privatkunden & Private Banking der Raiffeisen Stadtbank Wien: „Besonders bei jungen Familien beobachten wir ein verstärktes Interesse an Wohnraumfinanzierungen.“
Credit: Sabine Klimpt

„Wobei Kundinnen und Kunden, die auf Planungssicherheit setzen, sich für unsere Fixzinssätze mit Laufzeiten von bis zu 35 Jahren entscheiden. Damit kennen sie ihre monatlichen Rückzahlungsraten genau, und es gibt kein Risiko von steigenden Zinsen. Rund 92 Prozent unserer Kundinnen und Kunden haben derzeit eine Wohnraumfinanzierung mit fixer Verzinsung“, präzisiert Flehberger. Zusätzlich berate die Raiffeisen Stadtbank Wien zu Förderungen der Länder und könne dadurch besonders attraktive Förderdarlehen offerieren. „Nachhaltigkeit ist uns in der Stadtbank Wien wichtig“, betont Flehberger, „so bieten wir für Objekte, die bestimmte nachhaltige Kriterien erfüllen, Zinsen an, die bis zu 0,4 Prozent günstiger sind als unsere Standardkonditionen.“

Überwiegender Anteil Fixverzinsung

Auch Kurt Krystof, Leitung wohn² Wien der Erste Bank, stellt fest, „dass der Markt hinsichtlich Eigentumserwerb wieder positiver eingestellt ist und sich die Dynamik dahingehend heuer verbessert hat.“ Ende Juli 2025 habe die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) in der Bank Lending Survey fürs zweite Quartal 2025 denn auch aufgezeigt, dass aufgrund der gesunkenen Zinsen es seit Beginn des heurigen Jahres zu einer spürbaren Belebung der Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten in Österreich gekommen sei.

Die veröffentlichten Zahlen der OeNB würden sich laut Krystof mit dem Anstieg der Finanzierungsanfragen bei der Erste Bank decken. Der Neugeschäftsanteil schwanke saisonal, aber gerade der Jahresbeginn und die letzten Monate seien stark gewesen. Das Neufinanzierungsgeschäft habe im privaten Wohnbau während den letzten Monaten weiter ausgebaut werden können, was sich im Vergleich mit den Zahlen vom Vorjahr zeige. Krystof berichtet: „In diesem Bereich konnten wir circa um ein Drittel wachsen. Im Bereich der Sanierungsfinanzierungen hängt das Interesse am Markt stark von den jeweils aktuellen Fördermöglichkeiten ab.“ Auch hier gebe es durch weitere Angebote wieder Planungssicherheit. Wobei aufgrund der höheren Planbarkeit sich auch bei der Erste Bank der weitaus überwiegende Anteil der Kunden bei der Immobilienfinanzierung nach wie vor für eine mittel- bis langfristige Fixzinsvereinbarung entscheide. Im variablen beziehungsweise kurzfristigen Zinsbereich hingegen sei das Zinsumfeld gesunken.

Positivere Medienberichte

Kurzum: Das Wachstum bei den Finanzierungsanfrage sieht Kristof im besseren Zinsumfeld als noch vor einem Jahr, aber auch in entsprechend positiveren Medienberichten: „Diese Kombination bringt wieder mehr Optimismus beim Eigentumserwerb.“ Sowohl die Nachfrage nach Wohnfinanzierungen als auch die Abschlüsse seien im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

Mann in dunkelblauem Jackett
Kurt Krystof, Leitung wohn² Wien der Erste Bank: „Sowohl die Nachfrage nach Wohnfinanzierungen als auch die Abschlüsse sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.“
Credit: Marlena König

Falls Kredite doch nicht genehmigt werden – warum nicht? Flehberger antwortet: „Wir prüfen gemeinsam mit den Kundinnen und Kunden, ob die Rückzahlung des Kredits langfristig möglich ist – ohne Einbußen bei der Lebensqualität. Wenn sich zeigt, dass die monatliche Belastung nicht leistbar ist, besprechen wir, welche Kreditsumme aktuell realistisch ist und welche Schritte gesetzt werden können, um das Wunschprojekt in naher Zukunft zu verwirklichen.“ Grundsätzlich empfehle man eine Schuldendienstquote von unter 40 Prozent sowie einen Eigenmittelanteil von 20 Prozent.

Das Vorgehen bei der Erste Bank ist vergleichbar: „Wir führen im Vorfeld mit unseren Kunden umfangreiche Beratungsgespräche, in denen schon vorab die vorhandenen Eigenmittel und die nachhaltige Leistbarkeit der Kreditrate geklärt werden. Dabei zeigt sich meistens schon, wenn eine Realisierung nicht möglich ist beziehungsweise unter welchen geänderten Umständen“, so Krystof.

Neue Leitlinien der Finanzmarktaufsicht

Wie wirkt sich das Ende der KIM-Verordnung aus respektive wie wird das nun gehandhabt? Für Banken bedeute das Auslaufen mehr Entscheidungsspielraum bei der Vergabe von Wohnbaukrediten, sagt Flehberger, insbesondere in den Bereichen Eigenkapital, Laufzeit und Beleihungsquote – „damit können wir einer nachhaltigen Kreditvergabepraxis besser nachkommen.“ Krystof ergänzt: „Obwohl die KIM-Verordnung, die am 30. Juni 2025 ausgelaufen ist, nicht verlängert wurde, hat die Finanzmarktaufsicht (FMA) neue Leitlinien veröffentlicht, um die Kreditvergabestandards aufrechtzuerhalten. So empfiehlt die FMA weiterhin eine solide Kreditvergabe, mit Leitlinien für Beleihungsquote, Schuldendienstquote und Laufzeit, um die Finanzmarktstabilität zu sichern. Die Nachhaltigkeit in der Kreditvergabe ist eines unserer Grundprinzipien.“

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