Beschattung

Mission Hitzeschutz

Anita Orthner
21.05.2025

Fakt ist, die Sommer werden heißer. Um das Wohnen dennoch erträglich zu gestalten, gewinnt die Beschattungstechnik in der Gebäudeausstattung zunehmend an Bedeutung. Laut Bundesverband Sonnenschutztechnik verbessern derartige Maßnahmen nicht nur das Raumklima, sie können auch den Wohnwert einer Immobilie steigern.

Sommerhitze ist mittlerweile ein wichtiger Faktor bei der Wohnungswahl, sagt Dachfenster-Hersteller Velux. Wie aus seinem internationalen Future of Home Report hervorgeht, wäre die Hälfte der Mietenden in Österreich bereit, für eine Wohnung mit gutem Hitzeschutz mehr zu bezahlen; ein Drittel davon sogar zwischen einem und zehn Prozent mehr. Bislang schlug sich der Kampf gegen die Hitze vor allem in einer rasant steigenden Nachfrage nach Klimageräten nieder. Diese „kurzfristige Lösung“ sieht Architekt Fuad Salic, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik (BVST), allerdings problematisch: „Mobile Klimageräte und Split-Anlagen verbrauchen viel Energie, erhöhen die Stromrechnung erheblich und tragen durch ihre Abwärme zusätzlich zur städtischen Überhitzung bei.“

Doch es gibt eine effektive, wirtschaftliche und vor allem auch ökologische Alternative zu energieintensiven Klimageräten. „Gerade im Wohnbau trägt die Beschattung entscheidend zum Komfort und zur Nachhaltigkeit bei“, sagt Andreas Klotzner, Geschäftsführer von Valetta. Vorbehalte hinsichtlich Ästhetik sind dabei unbegründet. Dank unterschiedlicher Produkte wie etwa Fassadenmarkisen, Raffstores oder Rollläden lässt sich Sonnenschutz heute ästhetisch ansprechend und farblich passend in bestehende und neu geplante Gebäude integrieren. „Die nachträgliche Anbringung ist je nach Gebäudetyp unterschiedlich aufwendig, lässt sich aber auch bei Altbauten in vielen Fällen gut realisieren. Wichtig ist, die richtige Lösung für die jeweilige Situation zu wählen“, so Klotzner und erklärt: „Rollläden bieten hervorragenden Hitzeschutz und Verdunkelung, ideal etwa für Schlafzimmer oder stark besonnte Fassaden. ZIP-Beschattungen und Raffstore eignen sich gut für große Fensterflächen und erhalten dabei den Tageslichteinfall. Raffstore ermöglichen zudem eine flexible Lichtsteuerung und sind besonders dort sinnvoll, wo Blendung oder Sichtschutz variabel geregelt werden soll. Im Altbau empfehlen sich oft textile Senkrechtmarkisen oder außenliegende Jalousien, da sie sich leichter integrieren lassen als schwerere Systeme wie Rollläden.“ Um Stemmarbeiten zu vermeiden, kann beim Nachrüsten auf eine Solar-Technologie zurückgegriffen werden. Sie gewährt bei allen Produkten einen nachhaltigen und netzunabhängigen Betrieb, was besonders vorteilhaft bei Sanierungen oder denkmalgeschützten Gebäuden ist.

Gut fürs Stadtbild

In Wien wird die nachträgliche Montage von außenliegenden Rollläden, Jalousien und Fassadenmarkisen zum Sonnenschutz in Wohnbauten mit mehreren Stockwerken und mindestens drei Wohneinheiten gefördert. Die einmalige Förderung deckt 50 Prozent der nachgewiesenen Kosten ab. Pro Wohnung sind es höchstens 1.500 Euro. Salic würde es aus Architektensicht begrüßen, wenn Sonnenschutzanlagen jeglicher Form wieder verstärkt ins Stadtbild zurückfinden: „Neben ihrem funktionalen Nutzen lockern sie das Fassadenbild auf, verleihen Gebäuden mehr Charme und bringen Dreidimensionalität in das Fassadenbild.“ Wie historische Aufnahmen aus dem 18. und 19. Jahrhundert zeigen, waren unterschiedliche Sonnenschutzelemente beispielsweise in Wien ein allgemeiner Teil des Stadtbilds.

Geht es um Neubau oder Sanierung, so betrachtet Andreas Kraler, geschäftsführender Gesellschafter der Hella Gruppe, Anbieter für Sonnen-, Licht- und Wetterschutzsysteme für Gebäude, Beschattungsmaßnahmen als Must-Do: „Intelligenter Sonnenschutz ist heute keine Kür mehr, sondern Pflicht. Sonnenschutz muss in einer nachhaltigen Stadt integraler Bestandteil von klimaeffizienten Gebäuden werden. Die Integration von digitalisiertem Sonnenschutz ist dabei alternativlos.“ Dass Sonnenschutz wirklich hilft, verdeutlicht eine aktuelle Computersimulation des Ingenieurbüros für Energie- und Umwelttechnik e7. Es untersuchte verschiedene Beschattungsmaßnahmen und ihre Auswirkungen auf Raumtemperatur und Kühlenergiebedarf. Das Ergebnis: Sonnenschutzanlagen können die maximale Raumtemperatur um bis zu 3,2 Grad Celsius senken.

Frühzeitig bei der Gebäudeplanung berücksichtigen

Neubau mit Außenbeschattung
Besonders bei großen Fensterflächen in windexponierten Lagen hoher Gebäude eignen sich Senkrecht-Markisen mit Seitensaumführung optimal zur Außenbeschattung.
Credit: Hella

Laut Hella ist systemischer Sonnenschutz eine essentielle Facette modernen Bauens und entfaltet er seine volle Wirkung, wenn er frühzeitig in die Gebäudeplanung einfließt. So könne am besten eine harmonische und funktionale Integration ins Gebäude garantiert werden. Besonders nachhaltig und effizient ist Hella zufolge automatisierte Außenbeschattung. Sie ermögliche im Sommer bis zu 85 Prozent der Sonnenhitze abzuschirmen und helfe damit außerdem Kühlenergie zu sparen. Da es neben Beschattung und Raumklima, auch um die Führung des Tageslichts sowie um eine ästhetische Optik, die sich in das Straßenbild integriert geht, bietet Hella unterschiedliche Lösungen an. Je nachdem, ob Neubau oder Gebäudesanierung kann hinsichtlich Art, Material und Farbe individuell entschieden werden, welches Sonnenschutzsystem die beste Lösung für das jeweilige Objekt ist. Neben Rollläden bietet das Unternehmen beispielsweise auch Jalousien sowie Raffstores, die Hitze der Sonne reflektieren und auf diese Weise zum sommerlichen Wärmeschutz beitragen. Für große Fensterflächen in windexponierten Lagen hoher Gebäude wiederum sind Senkrecht-Markisen mit Seitensaumführung eine gute Wahl.

Um eine optimale Gebäudeenergiebilanz zu erreichen, sollten sich der außenliegende Sonnenschutz laut Hella immer zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Position befinden. Aus diesem Grund bietet das Unternehmen sogar eine eigene Sonnenschutzsteuerung, die per Smartphone oder Tablet via App, Sprachsteuerung oder vollautomatisch gesteuert werden kann. Besonders von Relevanz ist die Beschattung für Bewohner von Dachgeschoß-Wohnungen. Hier ist es Velux zufolge elementar, einen Hitzeschutz außen vor dem Dachfenster anzubringen. Nur so werden die heißen Sonnenstrahlen gestoppt, bevor sie auf die Fensterscheibe treffen und die energiereiche Strahlung die Zimmer aufheizt. Eine von Velux durchgeführte Simulation mit Wiener Wetterdaten zeigte, dass Rollladen sowie eine Markise mit verdunkelndem Stoff am effektivsten in Sachen Hitzeschutz sind. Sie sorgten für eine um 5,3 Grad Celsius niedrigere Temperatur im Raum. Beschattungsmaßnahmen sind im Wohnbau also längst kein Nice-to-have mehr, sondern eine Notwendigkeit, die neben den Wohnungsnutzern letztlich auch den Eigentümern zugutekommt.

 

 

 

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