„Makeln im Alleingang wird es nicht mehr lange geben“
Georg Spiegelfeld ist seit Anfang März neuer Präsident des Immobilienrings IR. Spiegelfeld ist mit seiner Immobilienkanzlei seit der Gründung Mitglied der Maklervereinigung und aktiv im Vorstand des IR eingebunden. Im OIZ-Interview erzählt er über die Pläne seiner Präsidentschaft und die neue Rolle des Maklers.

OIZ: Herr Spiegelfeld, Sie sind seit wenigen Wochen Präsident des Immobilienring IR. Für all jene Leser, die den Immobilienring IR nicht kennen: Was ist der Immobilienring IR, und welche Vorteile bringt Ihr Netzwerk für Mitglieder und Kunden?
Georg Spiegelfeld: Der Immobilienring Wien/Niederösterreich/Burgenland, der Immobilienring Kärnten mit der Steiermark und der Immobilienring Salzburg inklusive Tirol und Oberösterreich schlossen sich 2007 zur größten unabhängigen Maklervereinigung Österreichs zusammen. Treibende Kraft war Andreas Gressenbauer. Seine Vision war es, aus der Salzburger Immobilienbörse, die immer sehr gut gearbeitet hat, eine österreichweite Börse zu machen. Das hat funktioniert. Aktuell sind österreichweit 60 Kanzleien mit rund 400 Maklern bei uns Mitglied. Darin liegt auch der Vorteil, sowohl für Kunden als auch für Makler. Angenommen, ich habe einen Kunden in Waidhofen an der Thaya, der eine Wohnung in Salzburg sucht. Dann rufe ich einfach bei einem Salzburger Kollegen an, dieser schlägt mir dann drei geeignete Objekte vor und organisiert die Besichtigungstermine. Wesentlich dabei ist, dass ich mich zu 100 Prozent auf meinen Salzburger Kollegen verlassen kann. Alle Immobilienring-Mitglieder müssen bei ihrer Aufnahme gewisse Kriterien erfüllen. Es gelten die gleichen strengen Aufnahmekriterien wie beim ÖVI. Unsere Mitglieder müssen sich einem Ehrenkodex verpflichten, sämtliche notwendigen Versicherungen aufweisen und sich laufend weiterbilden, um nur einige Beispiele zu nennen. Und sie müssen in die Gruppe passen. Auch der Vorteil für den Kunden liegt auf der Hand: Er beauftragt einen Makler und 400 Makler arbeiten tatsächlich für ihn.
OIZ: Ihre Mitglieder profitieren also vom A-meta-Geschäft?
Spiegelfeld: Sinn der Sache ist natürlich das A-meta-Geschäft. Meine Kanzlei beispielsweise vermittelt bestimmt 70 Prozent der Objekt mittels A-meta-Geschäfts. Das hat Vorteile für uns und für den Kunden. Das Geschäft läuft für beide Vertragspartner schneller und besser. Es gibt noch immer Makler, die sich ein Objekt sichern und versuchen, alles im Alleingang zu machen. Diese Makler wird es aber nicht mehr lange geben. Ziel sollte es sein, dass man Objekte im Alleinauftrag bekommt und sie dann gemeinsam mit unseren 400 Maklern vermittelt. Blicken Sie beispielsweise nach Kanada. Dort gibt es eine völlig transparente Plattform, die sämtliche Objekte des Landes enthält. Als Kunde arbeiten Sie mit nur einem Makler, und wenn Sie sich für eine bestimmte Gegend entschieden haben und fünf verschiedene Objekte infrage kommen, dann rufen Sie einfach den entsprechenden Kollegen an, und alles funktioniert bestens.
OIZ: Wie viel kostet die Mitgliedschaft beim Immobilienring IR?
Spiegelfeld: Der Beitrag ist mit rund 200 Euro monatlich relativ gering. Es geht darum, dass wir mit den Mitgliedsbeiträgen gemeinschaftliche PR- und Werbemaßnahmen durchführen können.
OIZ: Wie viele Immobilien werden jährlich von Ihren Mitgliedern vermittelt?
Spiegelfeld: Die aktuellen Zahlen aus dem Vorjahr liegen uns noch nicht vor. 2013 hatten wir rund 44 Millionen an Honorareinnahmen. Damit sind wir die umsatzstärkste Gruppe in Österreich – nicht nur bezüglich der Anzahl der Büros und Mitarbeiter, sondern auch, was den Umsatz betrifft.
OIZ: Gibt es auch Unternehmen, denen Sie die Mitgliedschaft verweigern?
Spiegelfeld: Ja, es gibt immer wieder Firmen, die wir nicht aufnehmen. Alle Mitgliedsunternehmen beim Immobilienring IR sind gewachsene Partner, mit denen man vorbehaltslos zusammenarbeiten kann. Wir arbeiten in einem großen Vertrauensverhältnis. Dabei ist es ganz wesentlich, dass das alle mittragen.
OIZ: Was haben Sie sich für Ihre Präsidentschaft vorgenommen?
Spiegelfeld: Die Schwerpunkte liegen klar darin, auf die Herausforderungen unserer Zeit zu reagieren. Wie stellt sich der Immobilienmakler in Zukunft auf? Was muss er können? Was muss er machen? Und was erwartet der Kunde von ihm? Sie kennen ja das Buch „Das Einzige, was stört, ist der Kunde“. Das sollte sich ändern. Wir müssen den Kunden schwerpunktmäßig in den Fokus rücken. Wir haben eine Denkwerkstatt – also eine Art Thinktank – mit Persönlichkeiten aus den verschiedenen Gesellschaftsbereichen eingerichtet, um mehr über die Erwartungen der Kunden zu erfahren. Wir werden weiters ausgewählte Mitglieder mit Information und Know-how ausstatten und sie zu Botschaftern der Gruppe machen. Sie sollen Vorträge in Gemeinden, Bezirken oder bei Veranstaltungen organisieren. Wir wollen den Menschen unseren Berufszweig näherbringen und so das Vertrauen in unsere Dienstleistung stärken.
OIZ: Welche Entwicklungen erwarten Sie am heimischen Immobilienmarkt?
Spiegelfeld: Hier zeichnen sich meiner Meinung nach zwei wesentliche Aspekte ab. Im Bereich Wirtschaftswachstum wird sich in nächster Zeit nicht allzu viel tun. Damit müssen wir leben. Ein anderes Thema ist die Zuwanderung, vor allem in der Bundeshauptstadt. Wenn die Statistiken stimmen, werden in den nächsten Jahren rund 300.000 Menschen nach Wien strömen. Das sind mehr Menschen, als derzeit in Graz leben. Diese Menschen benötigen Wohnraum. Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll. Vor allem, wenn das Investieren in Immobilien für Private zusehends unattraktiv wird. Der Staat allein wird das nicht schaffen.
Über den Immobilienring IR
IR Immobilienring Österreich ist ein unabhängiges Netzwerk von führenden eigenständigen österreichischen Immobilientreuhändern. Die Plattform ist nach eigenen Angaben Österreichs größtes Maklernetzwerk. Sie zählt mehr als 60 Kanzleien und mehr als 400 Immobilienexperten an über 80 Standorten in Österreich zu ihren Mitgliedern. Die Kooperation der Immobilienexperten ermöglicht eine umfangreiche Marktübersicht über Immobilienangebote in Wien, Niederösterreich, Burgenland, Salzburg, Oberösterreich, Kärnten, Steiermark und Tirol.