Kanalsanierung mit Inliner: Sehr ausgereift
Wer alle zehn Jahre kontrolliert, hat eine ausgezeichnete Chance, altersbedingte oder plötzlich auftretende Kanalschäden rechtzeitig und kostengünstig mit einem Inliner sanieren zu können.
Ein Abwasserkanal kann aus unterschiedlichen Gründen schadhaft werden: Er kann über die Jahre porös oder brüchig werden, es kann zu Wurzeleinwuchs kommen oder zu Ablagerungen verschiedenster Art – etwa aus dem Küchenabfluss, Fettablagerungen oder Gegenständen, die über das WC in die Leitung gelangen. Wenn der Zustand lange nicht kontrolliert wird, können diese Probleme unbemerkt wachsen, bis eine Sanierung notwendig wird. Sollten deshalb auch schadensunabhängig Kanalinspektionen durchgeführt werden? Wenn ja, in welchen Intervallen? „Das hängt stark von der Nutzung ab. Ein Einpersonenhaushalt oder ein Kanal mit kleinerem Querschnitt hat viel weniger Ablagerungen als ein Haushalt mit mehreren Personen“, sagt Robert Bele, Geschäftsführer der RohrMax Rohrreinigungs- und Kanalsanierungsgesellschaft m.b.H. Bei Gewerbeobjekten spiele zudem eine Rolle, welche Art von Abwasser eingeleitet wird. Auch das Alter und der Querschnitt der Rohre seien entscheidend. Grundsätzlich richte sich das Intervall also nach Beanspruchung, Alter sowie Nutzungsart.
Oft präventive Prüfung bei Hauskauf
Gerufen wird der Spezialist bei Kanalproblemen aber hauptsächlich, wenn bereits eine Verstopfung existiert. Der Bewohner merkt das, wenn WC, Dusche oder Waschbecken nicht mehr ablaufen. Dann erfolgt zunächst der Einsatz zur Behebung der Verstopfung. „Währenddessen kontrollieren wir die Leitung grob und stellen oft fest, dass starke Ablagerungen vorhanden sind und die nächste Verstopfung absehbar ist. In solchen Fällen empfehlen wir eine gründliche Nachreinigung in einem zweiten Termin oder können diese nach Abklärung mit dem Auftraggeber auch direkt im Anschluss durchführen“, erklärt Bernhard Jugovic, Vertriebsleiter bei RohrMax. Und weiter: „Viele Kunden lassen aber auch präventiv prüfen – etwa nach einem Hauskauf.“ Hinweise auf Schäden könnten auch Senkungen an der Oberfläche des Bodens, Rattenbefall (sichtbar manchmal nur durch Rattenkot) oder unangenehme Gerüche sein.

Credit: RohrMax
Kanalschäden können altersbedingt entstehen, aber auch durch äußere Einflüsse wie Schwerverkehr, auch Grabungs- oder Stemmarbeiten können Leitungen beschädigen. Rohre können undicht oder porös werden, verrutschen, sich absetzen oder brechen. „Mitunter fehlen bereits beim Einbau wichtige Dichtungen. Die Ursachen sind vielfältig und gehen von natürlicher Alterung bis hin zu mechanischen Belastungen“, so Jugovic. Als Materialien für den Abwasserkanal kommen heute überwiegend Kunststoffrohre in verschiedensten Ausführungen zum Einsatz. Auch diese haben eine begrenzte Lebensdauer. Früher wurden hauptsächlich Steinzeug- beziehungsweise Tonrohre verwendet, aber auch Beton-, Faserzement- und Gussrohre. Sie alle halten mehrere Dekaden, erreichen jedoch irgendwann ihr Lebensende. Teilweise wird heute wieder Steinzeug verbaut, da es eine sehr lange Lebensdauer bietet, allerdings ist es teurer.
Fundierte Kanal-TV-Untersuchung als Grundlage jeder Sanierung
Nun wird seit Anfang der 1990er-Jahre die so genannte Inliner-Technologie zur Kanalsanierung verwendet. „Grundlage jeder Sanierung ist eine fundierte Kanal-TV-Untersuchung. Diese führen wir idealerweise selbst durch. Es ist aber auch möglich, mit bestehenden Unterlagen von Fremdfirmen zu arbeiten“, erklärt Friedrich Burger, Abteilungsleiter Sanierung bei RohrMax. Beispiel Verstopfung: „Unser Monteur erstellt nach der Behebung einen Zustandsbericht. Hat er im Keller bereits mit einer Handkamera Hinweise auf Schäden entdeckt, wird dieser Bericht intern weitergegeben. Der Vertrieb informiert den Kunden über den aktuellen Zustand und empfiehlt gegebenenfalls eine Kanal-TV-Untersuchung. Auf Basis dieser Untersuchung erstellen wir ein vollständiges Sanierungskonzept, das von der Rohrsanierung über defekte Schachtabdeckungen oder Bodenabläufen reicht.“ Nach Freigabe durch die Hausverwaltung werde dieses an die Versicherung übermittelt oder – je nach Dringlichkeit – in akute und weniger akute Arbeiten unterteilt.
Sanierungsexperte Burger erklärt die Inliner-Technologie: Zunächst wird der Kanal gründlich gereinigt und mit der Kamera überprüft. Danach werden die exakten Maße ermittelt. Anschließend wird der Inliner – ein Nadelfilzschlauch mit Polyurethanbeschichtung – im Fahrzeug mit einem Zwei-Komponenten-Harz (Harz und Härter) getränkt und mittels Druckluft durch eine Inversier-Gun in das schadhafte Rohr eingezogen. Danach erfolgt derselbe Vorgang mit einem Kalibrierschlauch, der den Inliner eng an das bestehende Rohr anpresst. Die Aushärtung dauert nur wenige Stunden.“
Das Material eignet sich für alle gängigen Rohrarten – Steinzeug, PVC, Guss usw. – und kann in Dimensionen von DN 100 bis DN 400 eingesetzt werden. Der Inliner ist gesundheitlich unbedenklich und trinkwassertauglich. Nach der Aushärtung wird der Stützschlauch entfernt. Zurück bleibt der dauerhaft verbaute, fest verklebte Inliner.
Die Preisfrage
Diese Technik ist sehr ausgereift. Neu sind vor allem verbesserte Harzsysteme, etwa ein besonders umweltfreundliches Harz mit höherem Ökostandard. Auch die Aushärtezeiten werden immer wieder optimiert, um Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten.
Wie viel eine Kanalsanierung kostet, hängt von vielen Faktoren ab: Rohrdimension, Länge, notwendige Vorleistungen, mögliche Bauarbeiten oder ob offene Bauweise erforderlich ist. Auch die TV-Untersuchung ist Teil der Vorbereitung. „Grob kann man sagen: Eine Inliner-Sanierung über wenige Meter beginnt bei etwa 2.000 bis 2.500 Euro“, sagt Bele. Und richtet an die Hausbesitzer und -verwaltungen bezüglich Kanal die Empfehlung, alle zehn Jahre in sämtlichen Liegenschaften eine Kanal-TV-Untersuchung durchzuführen. Dabei werde der Kanal automatisch gereinigt, und man könne große Schäden frühzeitig erkennen und kostspielige Folgeschäden vermeiden. „In vielen Fällen ist eine Inliner-Sanierung sonst nicht mehr möglich. Dann muss gegraben werden, was deutlich teurer und aufwändiger ist“, so Bele. Kurzum: „Wer alle zehn Jahre kontrolliert, hat eine sehr gute Chance, altersbedingte oder plötzlich auftretende Schäden noch rechtzeitig und kostengünstig mit einem Inliner zu sanieren.“



