Meinung

Ist Leistung noch zeitgemäß?

Ein Kommentar von Michael Pisecky.
10.11.2025

Worin wir viel gesellschaftliche und politische Energie investieren, ist in Hinblick auf den Wettbewerb aus Fernost schlicht besorgniserregend.

Die Fachgruppe Wien besuchte kürzlich im Rahmen der heurigen Fachstudienreise Vietnam und Thailand. Mit großer Unterstützung unserer AußenwirtschaftsCenters gewannen wir in Ho Chi Min City und Bangkok einen intensiven Einblick in das sehr dynamische Südostasien. Was beschäftigt uns seither, nachdem wir zahlreiche Vorträge, Besichtigungen von Projekten sowie Produktionsbetrieben erleben durften? Zuversicht, Erfolgshunger, Geschwindigkeit und vor allem Leistungswille!

Der Betriebsleiter einer Fabrik eines Schweizer Unternehmens, ein Vietnamese – es war kein Schweizer ständig vor Ort –, sagte: „Wir bieten unseren Mitarbeitern bei einer Sechs-Tage-Woche vor allem die Möglichkeit, Überstunden zu machen. Ansonsten verlieren wir sie an den Mitbewerb.“

Mann in grauem Anzug
Michael Pisecky ist Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in Wien.
Credit: Studio Wey

In einem Land mit einem kleineren BIP als Österreich werden Infrastruktur- und Real-Estate-Projekte in Milliardenhöhe in Erwartung der ausländischen Investitionen und der erstarkenden Kaufkraft vorangetrieben. Es erinnert an das Europa und Österreich der sechziger und siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, als Leistung auch bei uns noch die treibende Kraft für Aufstieg und Wohlstand war. Ich fragte einen Vietnamesen, wie es ihnen in einem sozialistischen Land mit einer Partei und Planwirtschaft gehe. Er sagte: „Wir haben in wirtschaftlichen Belangen viel Spielraum und schauen, was ausdrücklich verboten ist, um alles andere zu unternehmen und es geht voran!“ Zumindest das erinnerte mich ein wenig an unser Land.

Was man allerdings nach solchen Tagen nicht machen sollte, ist, am Abend die heimatlichen Schlagzeilen zu lesen. Worin wir viel gesellschaftliche und politische Energie investieren, ist in Hinblick auf diesen Wettbewerb aus Fernost schlicht besorgniserregend.

Wie erwähnt wird in Asien wirklich viel gebaut. Es gibt kein Mietrecht beziehungsweise Mietpreisbeschränkungen. Das ist auch nicht wichtig. Denn alle wollen im Eigentum wohnen, was auch bei über neunzig Prozent der Fall ist. Mein Gesprächspartner in Vietnam sagte: „Ich bezahlte lieber eine Hypothek als Miete und im Alter habe ich geringere Kosten.“ Es wäre fein, wenn alle Sozialisten oder Sozialdemokraten auf der Welt, dies verstehen würden.

Eines habe ich noch: Eine Jungfamilie arbeitet viel, spart und kauft sich eine kleine Wohnung. Sobald diese abbezahlt ist, die nächstgrößere, um dann als Etablierte mit der dritten eigenen die große Wohnung zu genießen. Wieder im Originalton: „Wenn ich Miete bezahle, werde ich nie Vermögen oder Geld haben.“

Wir müssen uns nicht nur fürchten, denn es gibt bei diesem Aufstieg auch „Herausforderungen“ wie Korruption, die wiederum mit fehlender Kontrolle zu tun hat. Und wenn die Einkommensverteilung in einem Land kippt, wird die wirtschaftliche Prosperität behindert. Wir haben also als Demokratie mit Rechtsstaatlichkeit und der im Vergleich durchaus fairen Einkommensverteilung und einem der höchsten BIP pro Kopf auf dieser Welt eine wirklich eine gute Grundlage für eine weitere prosperierende Wirtschaft und die Erhaltung unseres Wohlstands! Es ist bei uns auch wirklich etliches in Ordnung. Vieles läuft gut. Schätzen wir es, entwickeln wir es weiter und stellen wir die Leistung wieder in den Mittelpunkt unseres Handelns und wertschätzen wir sie.

Kehren wir zurück in Österreich zu Leistung und Wachstum. Wir als Immobilienbranche sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die heimische Wirtschaft.

Gutes Gelingen wünscht

Michael Pisecky

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