Innovation für Qualitätssicherung am Bau

15.06.2015

 
Mit der Entwicklung der Software DefectRadar können Baumängel mit Smart­phone oder Tablet direkt vor Ort erfasst, Bild, Text, Sprachmemo und Planposition in einem Schritt hinterlegt werden.

Als Domagoj Dolinsek noch Planer in einem Archi­tektur- und Ingenieurbüro war und daher auch Bauleitungen auf Baustellen zu verantworten hatte, brauchte er dazu: Grundrissplan, Fotoapparat, ein Diktiergerät und ein Notizheft, um festzuhalten, ob die Bauausführung nach Plan erfolgt ist. Fehler wurden am Plan eingetragen, die entsprechende Nummer notiert, und nachher im Büro mussten all diese Informationen in eine Excel-Liste eingegeben werden, mit Verweis zum Foto, zum Text, zum Plan. Viel manuelle Arbeit also, die entsprechend fehleranfällig war. Und dieses Konglomerat an Informationen wurde dann per E-Mail weitergeleitet, unter Umständen mit einem vorher erstellten Bericht. Hier hat Dolinsek weitere zwei Schwachpunkte ausgemacht: eine ineffiziente Kommunikation zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer und – die Versionsstände der Berichte waren unterschiedlich. Bei einer Begehung auf der Baustelle hatte die Auftragnehmerseite die Version 2.1 und die Auftraggeberseite natürlich den aktuellen Stand des Berichts. 

„Es gab also viele Fehlerquellen – und die können jetzt mit einem Smartphone oder Tablet vermieden werden, die Fehlerquote ist wesentlich geringer“, sagt Dolinsek, nunmehr CEO & Co-Founder der DRS DefectRadar GmbH. Denn er selbst war es, der für diese Fehlerminimierung gesorgt hat: mit der Entwicklung der Software DefectRadar für Baumängeldokumentation und Qualitätssicherung am Bau – die auch bei Bestandsimmobilien anwendbar ist, um im FM-Bereich Schäden aufzuzeichnen und es den entsprechenden Auftragnehmern auf einer gemeinsamen Plattform zu kommunizieren. Im Endeffekt für jeden, der Kontrollgänge in einem Gebäude macht und mit Qualitätssicherung am Bau zu tun hat. Wobei mit dieser Applikation der gesamte Lebenszyklus einer Immobilie abgedeckt wird, von der Errichtungsphase bis zum Betrieb der Immobilie.
Wie funktioniert nun DefectRadar? Man hat einen Grundrissplan – die entsprechende App kann man kostenlos herunterladen –, erstellt auf der Webapplikation die Projekte, hat also den Vorteil, dass man keine Installation benötigt, sondern einen Browser.

Man loggt sich mit E-Mail-Adresse und Kennwort ein, und schon ist man im Programm, wo dann in einem Schritt ein Projekt erstellt werden kann. Bestandspläne, die nicht digital vorhanden sind, können eingescannt und in PDF-Form eingepflegt werden. Es funktioniert auch mit Bilddateien: Hat man bei der Begehung keinen Plan zur Verfügung, einfach eine Handskizze machen, abfotografieren und in die Plattform einspielen. Und auf Basis dieser skizzierten Plangrundlage lassen sich schon die Aufzeichnungen machen, sprich: In der Webplattform erstellt man die Pläne, lädt die Benutzer – Kollegen oder Handwerksprofessionisten – ein zum Kooperieren und ordnet die Professionisten im Projekt zu. Dieses wird mit den mobilen Applikationen synchronisiert, sie sind dann per App auf der Baustelle abrufbar.

Auftraggeber und Auftragnehmer kommunizieren auf gemeinsamer Plattform
Eine ganze Liste von verfügbaren Projekten kann man damit sehr einfach abrufen. Beispiel: „Schule Renovierung“, Erdgeschoß, Riss im Boden – zum entsprechenden Punkt hinzoomen, Finger länger draufhalten, mit einem Haken bestätigen, Fotos machen und hinzufügen, eventuell auch eine Sprachnotiz dazu verfassen, die gleich transkribiert wird. Dann die Raumnummer eingeben (z. B. C23), eventuell eine detaillierte Beschreibung hinzufügen, speichern, dann den dafür zuständigen Auftragnehmer eingeben und ihm kommunizieren, wann er mit welcher Priorität mit der Schadensbehebung fertig sein soll. Dieser kann Punkte, die ihn betreffen, auf seinem mobilen Gerät abrufen. Auftraggeber und Auftragnehmer kommunizieren miteinander auf der gemeinsamen Plattform.

Das System macht es auch möglich, Filterfunktionen abzurufen, etwa wenn man bei einer Begehung alle Punkte einsehen will, die den Status „in Bearbeitung“ haben: Man aktiviert den entsprechenden Filter, und die entsprechenden Punkte leuchten auf. Weiters bietet das System über die Plan-Listen-Darstellung hinaus auch die Möglichkeit, jemandem, der nicht am Projekt beteiligt ist, eine reine Listendarstellung der erledigten Punkte als exportiertes Excel File zur Verfügung zu stellen. Dazu wird der Filter „erledigt“ benutzt, und es werden alle Dateien im Hintergrund bearbeitet wie Fotos und die ganzen Attribute, die man dazu eingetragen hat. Auf Knopfdruck erscheint das entsprechende Pop-up zum Projekt mit allen Projektdaten und dem Planausschnitt mit der entsprechenden Verortung, einer kleinen Beschreibung dazu sowie auch Fotos. Somit kann das als PDF auch dem entsprechenden Auftragnehmer weitergeleitet werden. 

„Der große Vorteil bei dem System ist auch, dass es für die Auftragnehmer – für diejenigen, die nur Rückmeldungen machen, mit Foto, Status „erledigt“ oder „nicht erledigt“ – kostenlos ist, sie dürfen nur keine Aufzeichnungen machen“, so Dolinsek, der das Grundprinzip dieser Applikation folgendermaßen zusammengefasst: „Innerhalb von wenigen Minuten kann man ohne IT-Know-how ein Projekt erstellen und alle Kollegen auf der Baustelle dem Projekt zuordnen. Diese können auch mit ihren eigenen Mobilgeräten – iPhone, iPad, Android Smartphone oder Android Tablet – das Projekt verwalten und Rückmeldungen geben.“ Somit sind die Anwender von DefectRadar geräteunabhängig und können es sehr flexibel im Büro über die Webapplikation anwenden oder mobil. „Beispielsweise kann es passieren, dass ein Bauleiter gleich von zu Hause aus auf die Baustelle muss, wobei es früher so war, dass er, wenn er die Pläne im Büro vergessen hatte, sie zuerst dort holen musste“, so Dolinsek. „Mit dieser neuen Applikation erspart er sich diesen (Um-)Weg.“