Grundbuch statt Sparbuch

11.06.2012

 
Immobilien bleiben in Krisenzeiten eine der beliebtesten Anlageformen. Dies wurde auch bei der Präsentation des Immobilienpreisspiegels 2012 wieder deutlich. Die Preise legen in fast allen Kategorien zu.

Immobilien haben sich auch 2011 als beliebte Veranlagungsform erwiesen. „Grundbuch statt Sparbuch“ lautete das Motto“, weiß Thomas Malloth, Obmann des Fachverbands der Immobilientreuhänder der Wirtschaftskammer Österreich. Anleger hätten Immobilien auch im Vorjahr als sicheren Hafen, in dem ihr Geld vor Inflation geschützt war, angesehen. Gefragt waren dabei nicht mehr nur Toplagen, sondern auch weniger begehrte Lagen, die jedoch angesichts ihrer Rendite durchaus als attraktiv gelten.

Die Nachfrage hat sich auf die Preise ausgewirkt. In allen Bundesländern sind die Preise für Baugrundstücke auch 2011 weiterhin gestiegen: Das größte Plus gab es dabei mit 7,79 Prozent in Vorarlberg – hier kostete der Quadratmeter nun durchschnittlich 314,63 €. Aber auch in Tirol haben die Preise für Baugrundstücke mit einem Plus von 7,02 Prozent deutlich angezogen: Der durchschnittliche Quadratmeterpreis lag hier bei 311,17 €.

Am teuersten und am wenigsten verfügbar waren nach wie vor Grundstücke in Wien: Hier betrug der durchschnittliche Quadratmeterpreis 525,4 €. Am wenigsten gestiegen ist mit einem Plus von 2,38 Prozent der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Niederösterreich – und zwar auf 119,73 €. Die günstigsten Baugrundstücke waren in der Steiermark (66,52 €), im Burgenland (84,29 €) sowie in Kärnten (89,15 €) zu finden.

Preise für Betriebsgrundstücke steigen
Auch bei Betriebsgrundstücken haben sich die Preise – abgesehen von Niederösterreich (–0,55 Prozent auf 55,63 €) und Kärnten (–2,67 Prozent auf 54 €) – nach oben entwickelt. Das stärkste Plus mit 6,68 Prozent verzeichnete Wien, hier lag 2011 der durchschnittliche Quadratmeterpreis bei 261, 18 € und somit in Österreich an der Spitze. Deutlich gestiegen sind die Preise für Betriebsgrundstücke im Burgenland (plus 6,13 Prozent). Somit lagen hier die durchschnittlichen Quadratmeterpreise bei 43,66 €, sie sind damit jedoch nach wie vor österreichweit die günstigsten. Aber auch in Vorarlberg haben die Durchschnittspreise für Betriebsgrundstücke (165,65 €) mit plus 4,54 Prozent deutlich angezogen.

Eigentumswohnungen
Eigentumswohnungen (Erstbezug) waren auch im Vorjahr eine beliebte Geldanlage – dies führte neuerlich in allen Bundesländern zu einem Preisanstieg. Den größten gab es mit plus 9,72 Prozent wieder in Wien. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis in der Bundeshauptstadt lag bei 3.298,47 € – und war der höchste österreichweit. Auch in Tirol und Vorarlberg sind die Preise deutlich nach oben geschossen – und zwar um 7,61 Prozent auf durchschnittlich 2.579,44 € bzw. um 7,07 Prozent auf 2.964,48 €. Zweitteuerstes Pflaster war Salzburg, wo die Preise um 3,65 Prozent nach oben kletterten und somit bei 3.153,78 € lagen. Am günstigsten waren Eigentumswohnungen im Erstbezug mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 1.584,19 € (plus 2,99 Prozent) im Burgenland sowie in der Steiermark mit durchschnittlich 1.724,91 € pro Quadratmeter (plus 5,25 Prozent).

Auch bei den gebrauchten Eigentumswohnungen hat der Höhenflug angehalten – und zwar ebenfalls wieder in allen Bundesländern. Die höchste Steigerung gab es mit 10,52 Prozent in Wien – hier betrug der durchschnittliche Quadratmeterpreis 2.131,37 €. Die zweithöchste Steigerung gab es mit 6,33 Prozent in Salzburg, wo für den Quadratmeter gebrauchte Eigentumswohnung 1.960,27 € zu berappen waren. Auch in Oberösterreich haben in diesem Segment die Preise deutlich angezogen: Nach einem Anstieg von 6,1 Prozent lagen sie bei 1.152,95 € pro Quadratmeter. Das geringste Plus gab es mit 1,07 Prozent im Burgenland, wo der Durchschnittspreis 1.065,21 € betrug. Am günstigsten waren gebrauchte Eigentumswohnungen mit durchschnittlich 1.040,48 € (plus 5,22 Prozent) pro Quadratmeter neuerlich in der Steiermark. 

Reihenhäuser
Die Preise für Reihenhäuser sind 2011 ebenfalls deutlich gestiegen – sieht man von einem marginalen Rückgang um 0,03 Prozent in Kärnten ab. Hier kostete der durchschnittliche Quadratmeter im Vorjahr 1.242,22 €. Am stärksten fiel die Teuerung mit plus 7,88 Prozent in Salzburg aus, der durchschnittliche Quadratmeterpreis betrug 2.334,09 €. Auch in der Steiermark sind die Preise deutlich gestiegen – um 7,63 Prozent auf 1.199,47 €. Hinter Salzburg lag Wien mit einem Quadratmeterpreis von 2.259,27 € (plus 4,95 Prozent) auf Platz zwei. Trotz einer Preissteigerung von 7,63 Prozent bildete die Steiermark mit 1.199,78 € pro Quadratmeter in diesem Segment das Schlusslicht.

Einfamilienhäuser
Ein deutliches Aufwärtssignal gab es österreichweit auch bei Einfamilienhäusern: Am stärksten angezogen haben die Quadratmeterpreise mit plus 5,08 Prozent in Wien – und sind damit auf 2.304,36 € geklettert. Knapp dahinter lag Tirol mit einem Plus von 4,63 Prozent (2.221,52 €). Dritter im Ranking der Preissteigerungen war das Burgenland mit plus 4,59 Prozent auf 1.329,26 €. Teuerstes Pflaster war nach wie vor Salzburg mit 2.563,451 € (plus 3,78 Prozent), das günstigste erneut die Steiermark: Hier musste man durchschnittlich 1.206,42 € (plus 3,97 Prozent) pro Quadratmeter auf den Tisch legen.

Mietwohnungen
Bei Mieten für Wohnungen (freier Mietzins) zeigte die Kurve ebenfalls in allen Bundesländern nach oben. Die deutlichste Preissteigerung um 6,42 Prozent auf 8,78 € pro Quadratmeter gab es in Wien, die moderateste mit 0,54 Prozent auf 5,59 € im Burgenland. Das Schlusslicht bei den durchschnittlichen Quadratmeterpreisen bildete auch in diesem Segment die Steiermark mit 5,43 € (plus 3,63 Prozent). Günstig waren die Quadratmeterpreise auch in Kärnten (5,46 €) und im Burgenland 5,59 €).

Büroimmobilien
Nachdem 2010 die Mieten für Büroimmobilien stagniert oder vielfach nachgegeben haben, hat sich dieses Segment im Vorjahr erholt. Markant angezogen haben die Durchschnittspreise in Salzburg: Hier sind sie um 8,02 Prozent auf 7,27 € pro Quadratmeter gestiegen. Die zweithöchste Steigerung gab es mit einem Plus von 5,69 Prozent in Niederösterreich – und zwar auf 6,13 €. Stagniert hat der durchschnittliche Quadratmeterpreis von 7,24 € in Vorarlberg, leicht nachgegeben hat er mit einem Minus von 1,83 Prozent in Wien. Trotzdem war die Bundeshauptstadt mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 10,18 Prozent nach wie vor das teuerste Pflaster. 

Geschäftslokale
Sichtbar anders die Situation bei Mieten für Geschäftslokale: Hier gab es in allen Bundesländern außer Niederösterreich (plus 1,05 Prozent auf 7,71 €), der Steiermark (plus 1,45 Prozent auf 8,4 €) und Wien einen Rückgang. War in der Bundeshauptstadt 2010 die Durchschnittsmiete für Geschäftsräume um 2,27 Prozent auf 15,09 € pro Quadratmeter gesunken, wurde 2011 ein deutliches Plus von 4,57 Prozent verzeichnet. Der Durchschnittspreis hat sich damit bei 15,78 € pro Quadratmeter eingependelt und somit Salzburg (minus 1,2 Prozent auf 15,67 €) den Rang als teuerstes Pflaster abgelaufen. Den deutlichsten Rückgang, nämlich um 3,16 Prozent auf 11,65 €, gab es in Tirol. Am günstigsten waren auch 2011 die durchschnittlichen Quadratmeterpreise im Burgenland. Hier beliefen sie sich auf 7,38 € (minus 2,12 Prozent).

Wien im Blickfeld
Die Preisentwicklung des Jahres 2011 war in Wien laut Fachgruppenobmann Oliver Brichard in den meisten Bereichen von großer Dynamik geprägt. Besonders die Preise für Eigentumswohnungen sind deutlich in fast allen Lagen gestiegen. Das ist besonders auf die Unsicherheiten der wirtschaftlichen Situation zurückzuführen, wo die Anleger den sicheren Hafen der Immobilie suchen. Bei den Mietpreisen zeigt sich naturgemäß eine deutlich geringere Dynamik, hier ist besondere Qualität gefragt. Wer mit schlechten Grundrissen, alter Ausstattung oder ungünstiger Umgebung vermieten möchte, hat es auch in diesem Umfeld nicht immer einfach. Interessant sind die Entwicklungen in den Nebenlagen wie den Bezirken 11, 12, 17, die einen Aufholtrend und eine stärkere Preisdynamik zeigen als die bekannten stark nachgefragten Bezirke Wiens. Auffällig sind die teilweise dramatischen Einbrüche der Büromieten. Hier zeigt sich ein deutliches Überangebot.

Wiener Zinshausmarkt
Der Wiener Zinshausmarkt ist nach Angaben von Dr. Eugen Otto, Otto Immobilen, derzeit das stabilste Element am heimischen Immobilienmarkt, die Nachfrage nach dem „Wiener Gold“ als sicherem Investment ist – auch bei ausländischen Investoren – weiterhin sehr hoch.

Das Transaktionsvolumen für 2011 lag laut dem aktuellen Ersten Wiener Zinshaus-Marktbericht seines Unternehmens bei 780 Millionen €, was auch im Jahresvergleich einem hohen Wert entspricht – fast zehn Prozent über dem vergleichbaren Zeitraum für 2010. Spitzenreiter dabei war nicht ganz überraschend die Region 1 mit dem ersten Bezirk, wo 166 Millionen € umgesetzt wurden. Dies ist im Vergleich zu 2010 ein Anstieg um beachtliche 75 Prozent und beweist wieder einmal die Ausnahmestellung der Wiener Innenstadt.

Steigende Preise und fallende Renditen
Der Trend des vergangenen Herbstes setzt sich bei den steigenden Preisen und sinkenden Renditen fort, wenngleich – je nach Lage – unterschiedlich gewichtet, heißt es weiter. So liegen in der Region 10 mit den Bezirken 13, 18 und 19 die Mindestpreise erstmals über 1.000 € pro Quadratmeter, während im 15. Bezirk dieser Wert bei 610 € liegt. Am höchsten sind die Renditen derzeit noch in der Region 6 (10. und 11. Bezirk) sowie in der Region 12 (21. und 22. Bezirk) mit Werten bis zu 6,5 Prozent.