„Gebäudeautomation unterstützt Nutzer und Betreiber“

Automatisierung
08.06.2020

 
Innovative und intelligente Gebäude erhöhen den Produktivitätsgrad weiß Josef Stadlinger, Head of Regional Services and Solutions bei Siemens Österreich.
Josef Stadlinger, Head of Regional Services and Solutions bei Siemens Österreich: „Durch Investition in eine Gebäudeautomatisierung soll unter anderem der Nutzer einen viel höheren Produktivitätsgrad erreichen.“
Josef Stadlinger, Head of Regional Services and Solutions bei Siemens Österreich: „Durch Investition in eine Gebäudeautomatisierung soll unter anderem der Nutzer einen viel höheren Produktivitätsgrad erreichen.“

OIZ: Worum geht es nach neuestem Stand der Technik bei der Gebäudeautomation?

Josef Stadlinger: Gebäudeautomation spielt sich heute auf mehreren Ebenen ab. Einmal geht es darum, den Bedarf an Primärenergie für das Gebäude zu steuern und zu regeln, wobei der Trend eindeutig dahin geht, bis zu einem gewissen Grad energieautonom zu sein, Stichwort Erneuerbare Energie. Auch E-Mobilität wird zunehmend eine große Rolle spielen. Die Energieflüsse sind so zu steuern, dass man aufgrund des Verhaltens der Gebäudenutzer weiß, wann es wofür wieviel Energie braucht, um das Gebäude auf den optimal nutzbaren Stand zu bringen. Das ist die Energieseite.

Weiters gilt es, einzelne Räume so zu automatisieren, dass man sie optimal nutzen kann. Zum Beispiel indem je nachdem, ob in einem Raum eine persönliche Besprechung oder eine Präsentation ansteht, der Raum automatisch in den entsprechenden Modus geht. Man hat hier im System unterschiedliche Szenarien der Raumnutzung hinterlegt, nach denen sich zum Beispiel die Sonneneinstrahlung jeweils entsprechend einstellt.

Auf einer dritten Ebene kommt die Sensorik ins Spiel, Stichwort Luftqualität in einem Raum, Messung des CO2-Wertes. Zum Beispiel: Übersteigt der CO2-Wert im Raum einen bestimmten Wert, weil viele Personen im Raum versammelt sind, kann man über eine App den Organisator informieren, man möge die Fenster öffnen und eine Pause machen, um sich dann wieder besser konzentrieren zu können. Es geht also sehr stark auch um eine Unterstützung des Nutzers.

In weiterer Folge und weit über einen normalen Automatisierungsgrad hinausgehend, unterstützt Gebäudeautomatisierung durch Auswertung der Daten der Sensorik den Betreiber auch in der Frage, wie er seine Assets und Flächen managet und wie er die Produktivität der Nutzer im Gebäude möglichst steigern kann.

OIZ: Wie sehr ist Gebäudeautomation auch eine Kostenfrage?

Stadlinger: So wie in der Industrie Investitionen getätigt werden, um die Produktion zu unterstützen, ist auch eine Investition in Gebäudeautomation als etwas zu betrachten, das den Betreiber und die Nutzer unterstützt. Beispiel Einkaufszentrum, wo man in Zukunft sehr viel Möglichkeiten für E-Mobilität wird anbieten müssen, Stichwort „Infrastruktur-Automatisierung“ bzw. wie man diese steuert und managt. Das heißt, die Kostenfrage ist hier eher eine Frage, ob man das richtige Angebot für die Kunden oder die Gebäudenutzer hat. Das gilt im Einkaufszentrum genauso wie im Bürogebäude oder im Hotel.

Des weiteren soll durch Investition in eine Automatisierung der Nutzer ja einen weitaus höheren Produktivitätsgrad erreichen, und der Betreiber des Gebäudes selber soll, wie gesagt, seine Assets, was Flächen und Kosten betrifft, viel besser managen können. Unter Ausnutzung der Daten aus der Automatisierung lassen sich unter Umständen sogar Kosten einsparen, zum Beispiel indem man den Reinigungszyklus anders bzw. kostengünstiger steuert, nachdem man festgestellt hat, dass gewisse Bereiche des Gebäudes viel weniger genutzt werden.

OIZ: Gebäudeautomation als Faktor der Wertsteigerung einer Immobilie?

Stadlinger: Hier würde ich noch einen weiteren Punkt mit hineinnehmen: Bei einer digitalen Ausstattung von Gebäuden hat man eine „Single source of truth“. So ist es aufgrund der Sensorik in den technischen Anlagen möglich, eine Information darüber zu bekommen, dass in einem bestimmten Bereich bald ein Problem auftreten könnte und man bei nächster Gelegenheit entsprechend reagieren solle. Wir sprechen hier von prädiktiver Wartung, sprich: von vorausschauendem Erkennen, wo es ein technisches Problem geben könnte oder geben wird. Und auch das steigert natürlich den Wert eines Gebäudes, sprich: Mit diesen Informationen über ein Gebäude kann man einem eventuellen Investor, der das Gebäude übernehmen möchte, genau zeigen, in welchem Zustand das Gebäude ist.