Ein bisschen Geduld noch …
Nach dem Totalaussetzer im vergangenen Jahr sollen die Einmalzuschüsse für thermische Wohnhaussanierung in Wien nun wieder fließen.

Die Verunsicherung unter den Sanierern war groß. Der Einmalzuschuss-Anteil für thermisch-energetische Wohnhaussanierung in Wien (Thewosan) wurde im vergangenen Jahr einfach ausgesetzt. Weil man durch die Budgetvorgaben der Wiener Finanzverwaltung diese Einmalzuschüsse nicht zur Verfügung habe, wie Dietmar Teschl, Dienststellenleiter der Magistratsabteilung 50 – Wohnbauförderung und Schlichtungsstelle für wohnrechtliche Angelegenheiten, damals erklärte. Im Herbst 2011 gab Teschl jedoch wieder Entwarnung: Durch Umschichtungsmöglichkeiten und die anhaltend günstige Zinssituation am Kapitalmarkt würden einige Beträge übrig bleiben, sodass mit Ende 2011 die Einmalzuschuss-Förderungen wieder freigegeben werden könnten. Alle, die schon einen Prüfbericht für thermische Sanierung hätten, würden nachgeholt beziehungsweise auch zugesichert. Und für 2012, so Teschl damals, sei schon im Vorhinein ein höheres Volumen vorgesehen. Für die Zukunft müsse man sich allerdings überlegen, wie man die Prioritäten setzt, weil man vielleicht nur mehr zwei Drittel der Möglichkeiten, die man im Jahr 2010 hatte, haben werde.
Frisches Geld für Wiener THEWOSAN
Wie ist das vergangene Jahr nun tatsächlich ausgegangen? Und wie sehen die Zukunftsperspektiven für die Fördergelder für thermisch-energetische Sanierung aus heutiger Sicht aus? Teschl: „Es war tatsächlich so, dass wir Ende 2011 aus anderen, nichtverbrauchten Förderungsschienen Mittel zurückgewonnen haben und alle Prüfberichte, die bei uns vorgelegen sind, abgearbeitet und auch die Zusicherungen ausgestellt haben.“ Aus den 700.000 Euro, die man budgetiert hatte, seien am Jahresende doch 16 Millionen Euro geworden. Und für 2012 habe man wir wieder Geldmittel für Einmalzuschuss-Förderungen für thermisch-energetische Sanierungen in der Höhe von rund 35 Millionen Euro zur Verfügung gestellt bekommen.
Bauträger und Sanierer Hans Jörg Ulreich hat allerdings den Verdacht, die Prioritäten bei den neuen Fördermitteln für Einmalzuschüsse in Wien könnten so gesetzt werden, dass sie in erster Linie für Gemeindebauten vorgesehen sein sollen. Bei allen anderen sei man dazu übergegangen, Reihungslisten auszuarbeiten. Teschl dazu: „Die thermisch-energetische Sanierung betreffend, wird die Verteilungsquote 2012 wieder so sein, wie wir es schon letztes Jahr umgesetzt haben, nämlich 60 Prozent für Gemeindebauten – weil natürlich die großen Gemeindebauten genauso zur Sanierung anstehen – und 40 Prozent für private.“ Weniger die Gemeinnützigen und Genossenschaften, denn diese hätten weniger sanierungsbedürftige Häuser – weil sie doch eher aus einer ganz anderen Periode stammen, sehr viele aus den 1980er-Jahren und auch aus den 70ern. Da werde es wahrscheinlich auch keinen großen Andrang geben.
Im Übrigen könnte es sich auch so entwickeln, „dass es gar nicht nötig sein wird, Prioritäten zu setzen“, so Teschl optimistisch. Denn wenn das Zinsniveau weiterhin so niedrig bleibe und sich somit allein durch Zinszuschüsse einige Millionen wieder zurückgewinnen ließen, könnte wie am Ende von 2011 auch am Ende 2012 wieder viel mehr im Fördertopf drinnen sein als budgetiert. Dann könnte sich ohne Prioritätenreihung alles ausgehen. Für 2013 ist sich Teschl aber noch „unsicher, denn wir wissen noch nicht, wie das Sparpaket auf Bundesebene ausverhandelt wird und ob die Situation sich nicht auch im Wiener Wohnbau im nächsten Jahr verschlechtern wird“.
Wobei Ulreich der Meinung ist, dass man sich die ganze Förderproblematik ohnehin großteils sparen könnte, wenn man sie über die Öffnung des Mietrechts lösen würde. „Denn wenn ich mein Haus thermisch saniere, sollte ich auch angemessen und marktüblich vermieten dürfen“, so Ulreich. „Dann könnten große Teile der Förderung einfach entfallen.“
Comeback der Einmalzuschüsse auch in Oberösterreich
Ein Auf und Ab erleben Direktzuschüsse für Wohnbausanierung auch in Oberösterreich. Im Rahmen einer Sanierungsoffensive im Jahr 2008 hat es sie gegeben, derzeit wird die Sanierungsförderung nur über ein gefördertes Darlehen zur Auszahlung gebracht. Und jetzt ist zu erwarten, dass die Landespolitik diesen Direktzuschuss wieder einführt. „Wieder unter dem Gesichtspunkt, dass man mit möglichst unterschiedlichen Instrumenten dazu motiviert, dass Sanierungen wirklich gemacht werden“, betont Gerhard Dell, Geschäftsführer des O.Ö. Energiesparverbandes. Zumal ein geförderter Kredit nicht immer beliebt sei, besonders bei älteren Menschen. Da könne ein Direktzuschuss eine entscheidende Hilfe sein. Eine entsprechende Novellierung der oberösterreichischen Sanierungsverordnung war bei Redaktionsschluss noch in der Begutachtungsphase.
Sanierungsscheck 2012
überarbeitet
Einer Überarbeitung unterzogen wurde auch der Sanierungsscheck des Bundes. Konkrete Ergebnisse wurden bis Redaktionsschluss noch keine bekanntgegeben. Fest stand nur, dass auch 2012 insgesamt wieder 100 Millionen für diese Sanierungsinitiative vergeben werden. „Näheres kann ich dazu noch nicht sagen, denn es laufen derzeit noch die entsprechenden Abstimmungsgespräche mit den zuständigen Ressorts und Trägern des Sanierungsschecks, dem Wirtschafts- und dem Lebensministerium“, sagte Alexandra Amerstorfer von der Kommunalkredit Public Consulting GmbH.
Inhalt dieser Gespräche soll unter anderem sein, ob das bisherige Förderverhältnis 70 Prozent für private und 30 Prozent für gewerbliche Sanierungen beibehalten oder geändert wird. Auch war es beim Sanierungsscheck 2011 so, dass bei Eigentümergemeinschaften 100 Prozent Zustimmung für die Sanierung erforderlich war – laut Bauträger Ulreich ein Ding der praktischen Unmöglichkeit. Er habe bereits deponiert, „dass diese 100-Prozent-Zustimmung in eine Mehrheitsentscheidung“ abgeändert werden müsse.
Ob mit Erfolg oder nicht, stand bei Redaktionsschluss ebenfalls noch nicht fest. Alexandra Amerstorfer bestätigte lediglich, dass dies ebenfalls ein Thema bei den Abstimmungsgesprächen zum Sanierungsscheck 2012 sei.