Essentiell für die Dekarbonisierung

Dämmung
13.07.2022

Von: Redaktion OIZ

Die in Österreich verkauften und verarbeiteten Dämmstoffmengen legten im vergangenen Jahr wieder zu. Diese erfreuliche Nachricht habe aber auch ihre Schattenseite, so Clemens Demacsek, Geschäftsführer der GDI 2050 (Gebäudehülle+Dämmstoff Industrie): „Während der Neubau weiterhin gut läuft, ist die thermische Sanierung vom Volumen her noch nicht dort, wo sie hingehört“, analysiert er das Ergebnis der entsprechenden Markterhebung 2021.

Ebenfalls (noch) nicht zufriedenstellend dürfte sein, „dass von den etwa 11 bis 12 Millionen Quadratmeter Wärmedämmung, die in Österreich verbaut werden – Neubau plus Sanierung –, die ökologischen Dämmstoffe anteilsmäßig immer noch im einstelligen Prozentbereich liegen“, sagt Ewald Rauter, Leitung Produktmanagement der Sto Ges.m.b.H. Die Entwicklung dieser Dämmstoffe zeige aber, dass diese in absehbarer Zeit einen Marktanteil in Richtung 10 Prozent erreichen würden.

Kiefernöl statt Erdöl

Facharbeiter beim Dämmen
Eine Fachkraft befüllt das Gefach mit dem Zellulose-Dämmstoff von Isocell.

Sto verkauft Dämmungen aus Schaumstoffen über Mineralwolle bis hin zu den ökologischen Dämmstoffen, die laut Rauter einen Schwerpunkt des Unternehmens darstellen: „Wir haben als erster Dämmstoff-Anbieter in Österreich das Österreichische Umweltzeichen für unser System StoTherm Wood bekommen, ein Dämmsystem mit einer Holzweichfaserplatte, das eine negative CO2-Bilanz aufweist.“

Neben einem weiteren ökologischen System mit einer Mineralschaumplatte arbeitet Sto – wenn es um die Beschichtung der Materialien geht – daran, die erdölbasierten chemischen Bestandteile aus den Produkten herauszubringen oder zu reduzieren, Stichwort Dekarbonisierung. Dabei werden rund 30 Prozent des Bindemittels aus Erdöl mit einem Ersatzstoff aus ressourcenschonendem Kiefernöl ersetzt. „Das ist bei uns ein ganz wesentlicher Ansatz, den wir bei mehreren Produkten (AimS – Produkten) verfolgen. Klimafreundliches ökologisches Bauen ist jedenfalls ein ganz wesentlicher Baustein unserer Unternehmensstrategie“, so der Produktmanager. In der neuen, modernen Pulverproduktionsanlage in Villach würden überwiegend Rohstoffe aus der Region verarbeitet, man versuche, Warehouses, Lagerhallen sowie Betriebsgelände mit Photovoltaik-Dachanlagen, aber auch mit Photovoltaik-Anlagen an den Fassaden auszustatten.

Sanierung „mit dem richtigen Material“

Frau mit Brille
Gabriele Leibetseder, Leitung Vertrieb und Technik der Isocell GmbH & Co KG: „Die Sanierungsquote muss gesteigert werden – mit dem richtigen Material.“

Klimafreundliches Bauen ist auch untrennbar mit dem Holzbau verbunden – dem Anwendungsbereich von Isocell, einer natürlichen Wärmedämmung aus Zellulosefasern, die durch Recycling von sauberem, sortenreinem Tageszeitungspapier entsteht. Dieses wird zerfasert, mit mineralischen Salzen versetzt und in Holz-Rahmenkonstruktionen eingeblasen, entweder auf der Baustelle oder zunehmend auch schon in der Vorfertigung beziehungsweise in der Fertigungsproduktion von Holzbauelementen. „Dieses Einblasen ist sehr wirtschaftlich, es geht sehr schnell, und das Material verdichtet sich dann im Gefach zu einer sehr kompakten, fugenlosen Dämmmatte“, erklärt Gabriele Leibetseder, Leitung Vertrieb und Technik der Isocell GmbH & Co KG.

Man habe keinen Verschnitt und müsse auch kein Material auf der Baustelle in die Geschoße bringen: „Man macht das mit einem langen Schlauch; die Maschine bleibt am LKW stehen, wo jemand die Maschine befüllt, und am Ort des Geschehens steuert der Verarbeiter – eine hochgeschulte Fachkraft – per Funk die erforderliche Material- und Luftzufuhr, um das Gefach zu füllen: bei Dachschrägen, in Holzriegelwänden, in jeder Art von Holzrahmen und auch in vorgesetzten Fassaden.“ Man habe nämlich immer öfter Systeme, wo auf Massivwände wie bestehende Ziegelhäuser bei der Sanierung ein Holzständer aufgesetzt werde oder ein Rahmensystem, beplankt, verputzt. Hier füge sich der Zellulose-Dämmstoff wunderbar an verschiedene Untergründe, Verputze etc. an, betont Leibetseder. Die Dämmung sei jedenfalls essentiell für die Dekarbonisierung, die Sanierungsquote müsse gesteigert werden. Aber mit dem richtigen Material. Es nütze nichts, mit einem energieintensiven Material Energie einzusparen.

Recycling ohne Qualitätsverluste

Dämmmaterial
Systemaufbau von StoTherm Wood, Dämmsystem mit einer Holzweichfaserplatte.

Auch Steinwolle gilt als ökologischer Dämmstoff. „Natürlicher und ursprünglicher als Stein kann das Rohmaterial für einen mineralischen Dämmstoff ja kaum sein“, betont Manfred Wagner, Geschäftsführer der Rockwool HandelsgmbH. „Steinwolle kann immer wieder vollständig recycelt werden – ohne Qualitätsverluste. Die Nachhaltigkeit unserer Dämmungen wird uns denn auch regelmäßig bestätigt. Bereits seit 2008 lassen wir für unsere Steinwolle-Dämmstoffe vom Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU) unabhängig verifizierte Umweltproduktdeklarationen (EPDs = Environmental Product Declarations) erstellen. Diese Deklarationen beinhalten Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz für den vollständigen Lebenszyklus der Rockwool Dämmstoffe. Darüber hinaus werden unsere Produkte im Rahmen unabhängiger Zertifizierungen regelmäßig überprüft und sind je nach Produkt und Anwendungsbereich mit verschiedenen Gütezeichen und Umweltlabels ausgezeichnet.“