Anleger suchen Wald

Wald
11.10.2022

 
Waldgrundstücke gelten in der Krise als sichere Veranlagungsform. Allerdings wird es ohne den Willen zur Bewirtschaftung schwer.

Wald
Die Wälder im Osten Österreichs leiden am stärksten unter den steigenden Temperaturen, die mit zu wenig Niederschlag einhergehen.

Wald ist in unsicheren Zeiten wie diesen besonders gefragt, denn Anleger schätzen seine Stabilität. Neu ist, dass nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen immer häufiger Forst kaufen, um ihre CO2-Bilanz zu kompensieren. „In den letzten Jahren sehen wir eine steigende Nachfrage von Unternehmen und institutionellen Investoren, die ihr Portfolio um den Rohstoff Holz beziehungsweise Wald erweitern wollen“, erklärt Klaus Bischof, Geschäftsführer von Bischof Immobilien, und er verweist auf den Nutzen für die Nachhaltigkeitsziele von Unternehmen. Die Preise für Waldflächen hätten sich in den letzten Dekaden konstant nach oben entwickelt. „Aufgrund der Inflation ist die Nachfrage zusätzlich gestiegen, sodass es derzeit mehr Nachfrage als Angebot gibt“, sagt Bischof und eine Preisspirale wird von ihm beschrieben: „In den letzten Jahren ist der Wert von Wald im Schnitt um jährlich 3 bis 4 Prozent gestiegen“. Seit der Gründung seines Maklerunternehmens wurden über 100.000 Hektar Wald transaktioniert. Ein guter Waldbesitzer würde damit Arbeitsplätze schaffen, den Wald erhalten und nachhaltig wirtschaften. Gemeinden und das Klima würden dann mitprofitieren.

Auch bei der regionalen Marktanalyse von Engel & Völkers kam man zuletzt am Thema Waldgrundstück nicht vorbei. „Besonders für wohlhabende Privatpersonen steht der Kapitalerhalt im Fokus, weshalb wir eine ungebremste Nachfrage nach Wald und Jagden feststellen“, sagt Harald Martich, Geschäftsführer von Engel & Völkers Steiermark. Sein Kollege Hansjörg Lenz, der die Kärntner Region betreut, nimmt das Beispiel Alm zum Anlass und erklärt, dass zwar sehr viele Anfragen in sehr kurzer Zeit eintrudeln, aber kaum bedacht wird, womit der Besitz so einer Immobilie einher geht: „Beim Wegerecht und der Zufahrtsmöglichkeit ist es nicht so einfach, wie sich das viele vorstellen.“ Angesprochen werden genossenschaftliche Regelungen, die zum Beispiel zur Folge hätten, dass die Zufahrt zur Hütte mit dem Auto gar nicht möglich ist.

Mit dem Erwerb ist es nicht getan

Kaufinteressenten, die aus Renditeüberlegungen beabsichtigen, Waldgrund zu kaufen, rät auch Fridolin Angerer, der bei Spiegelfeld Immobilien für das Segment Forst zuständig ist, sich das genau zu überlegen. „Um eine Rendite zu bekommen, muss man aktiv werden und Bäume umschneiden“, gibt der Makler zu bedenken. Mit dem Erwerb sei es also nicht getan und vergleichbar mit dem Vermietungsgeschäft mit Eigentumswohnungen, wo doch regelmäßige Einnahmen zu erwarten seien, wäre das eben nicht. „Wir haben eine Hochpreisphase, die auch schnell wieder beendet sein kann,“ sagt Angerer in Bezug auf anziehende Holzpreise. Er sieht das aktuelle Hoch mehr als eine Entschädigung für magere Jahre davor.

Ein Mann steht im Wald
Rudolf Freidhager, Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz bei den Bundesforsten: „Für jedes unserer 120 Forstreviere haben wir neue Strategien entwickelt und bauen Schritt für Schritt hier den Wald der Zukunft.“

Der Markt sei volatil und gesamteuropäisch zu sehen. Wenn Windwurf mitunter den Marktpreis für Holz halbiert, hätte das Folgen für den Wert. Holz wäre nämlich der wesentliche Bestandswert, der außerdem von Borkenkäfern und in Zukunft vermehrt auch von Feuer bedroht sein könne. Der wertvolle Eigenjagdstatus sei im Übrigen erst ab 150 Hektar zusammenhängender Fläche erreicht. Darunter wäre eher der Interessenskonflikt mit Jägern im Forstrevier das Thema, weil zu viel Wild auf Kosten der Waldkultur geht. Selbstständige oder Unternehmer gäbe es, die sich Wald leisten können und machbar sei die Bewirtschaftung auch als Nebenerwerbslandwirt. Als Makler und Waldbesitzer in Personalunion spricht Angerer aus Erfahrung: „Forstwirtschaft ist eine dankbare Wirtschaftsform, weil mit 100-jährigen Produktionszyklen wenige Managemententscheidungen anfallen“. Das nötige Fachwissen könne man sich aneignen und, wem es Freude macht, im Wald unterwegs zu sein, für den wäre das eine Belohnung für sich. Außerdem könne der Kapitalwert im Gegensatz zu Wertpapieren allein wegen des Grunds und Bodens nie null sein. Renditeerwartungen von Anlegern stellt er allerdings Aufwendungen gegenüber. Sozialversicherungspflichten oder die Beschäftigung von Profis für Forstbringung und Forstaufsicht würden weiteren Kapitaleinsatz erfordern. Bei der Renditeerwartung sieht Angerer das Thema Wald daher konservativer als andere: „Das muss man differenziert sehen und auf lange Sicht sind hier inflationsbereinigte 1,9 Prozent realistisch.“

Umbau auf resistente Holzarten

Das Bild von der heilen Welt im Wald und der Eindruck von Nachhaltigkeit schon alleine durch Waldbesitz ist schwer aufrecht zu erhalten. „Die Auswirkungen der Klimakrise auf unsere Natur sind allgegenwärtig“, stellt der Vorstand der Österreichischen Bundesforste, Rudolf Freidhager, klar. Der Borkenkäfer hätte mit den geschwächten Fichten leichtes Spiel und die Veränderungen seien überall schon zu bemerken. Die Wälder im Osten Österreichs leiden demnach am stärksten unter den steigenden Temperaturen, die mit zu wenig Niederschlag einhergehen. „Für jedes der 120 Forstreviere der Bundesforste haben wir neue Strategien entwickelt und bauen Schritt für Schritt hier den Wald der Zukunft“, erklärt Freidhager und meint einen Waldumbau auf resistente Holzarten. Denn schließlich sei der Wald selbst „unser bester Klimaschützer“. Mit dieser Verantwortung umzugehen, das müssen auch neue Waldeigentümer erst einmal lernen. Der oberste Förster des Landes lädt an der Forstwirtschaft Interessierte derzeit übrigens zur Führung: „Wir wollen gemeinsam die Auswirkung der Klimakrise begutachten und mehr über die Bedeutung des Waldes für unser Klima erfahren“.