Steiermark

„Wir müssen wieder eine höhere Dynamik erreichen“

10.11.2025

Dazu braucht es praktikable Finanzierungsrichtlinien für Konsumenten und Gewerbetreibende, schnellere Genehmigungsverfahren sowie eine Verschlankung im Bereich der Gesetze und Normen. Das berichtet Andreas Kern, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Steiermark, im OIZ-Interview.

OIZ: Sie sind seit Ende Juni 2025 Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Steiermark. Wie liefen die ersten Monate?

ANDREAS KERN: Unmittelbar nach Beginn meiner Funktion mussten in der Steiermark wesentliche Teile der Wohnbauförderung aus Budgetgründen ohne Vorwarnung eingestellt werden. Dieser Umstand bedeutete für die gesamte Branche eine zusätzliche Belastung. Positiv ist zu erwähnen, dass die steiermärkische Landesregierung auch unseren Forderungen folgend eine weitreichende Deregulierungsoffensive startete, bei der ich als Obmann und die Fachgruppe zur aktiven Mitarbeit eingeladen waren. Wir hoffen, dass viele der eingebrachten Punkte umgesetzt werden können. Die Aufregung rund um den sogenannten Mietpreisdeckel beschäftigte uns wohl alle über Wochen hinweg – und sie tut es immer noch. Dabei ist es für Anleger wichtig, Vertrauen in den Markt zu haben und mit planbaren Erlösen rechnen zu können.

OIZ: Welches Ziel haben Sie sich in der Funktion als Fachgruppenobmann gesteckt und wie wollen Sie es erreichen?

KERN: Mein Ziel ist es, den Mitgliedsbetrieben eine Unterstützung und ein lautes Sprachrohr zu sein. Ganz relevant ist die Kommunikation in Richtung unserer Mitglieder, damit greifbarer wird, was die Wirtschaftskammer tut und wofür es eine starke Interessenvertretung braucht – gerade in Zeiten, in denen oftmals Affektpolitik betrieben wird und rationale Argumente ungehört bleiben!

OIZ: Was benötigt der steirische Immobilienmarkt aktuell?

KERN: Wir müssen wieder eine höhere Dynamik erreichen. Dazu braucht es praktikable Finanzierungsrichtlinien für Konsumenten und Gewerbetreibende, schnellere Genehmigungsverfahren sowie eine Verschlankung im Bereich der Gesetze und Normen. Der Markt verfügt in Form von zahlreichen herausragenden Unternehmen, die in schwierigen Zeiten nach Lösungswegen suchen, über ein solides Fundament.

OIZ: Wie wiederum gestaltet sich der Markt in Graz, der zweigrößten Stadt Österreichs?

KERN: Der Wohnungsneubau schwächelt das dritte Jahr in Folge. Die Mietpreise sind im Steigen begriffen und werden es wohl in Folge des mangelnden Neubaus noch stärker tun. Es ist unser Ziel, hier entgegenzuwirken und wieder mehr Neubau und auch Sanierung in Graz zu schaffen. Dazu braucht es mutige Investoren, politische Anreize sowie ein sicheres Investitionsumfeld.

Eisenbahntunnel
Die Koralmbahn (Foto: Koralmtunnel) nimmt am 14. Dezember 2025 den Betrieb vollständig auf. Einige steirische Immobilienunternehmen fanden sich bereits in den Regionen Klagenfurt und Villach ein, um Projekte zu entwickeln.
Credit: ÖBB / Evmedia

OIZ: Am 14. Dezember 2025 nimmt die Koralmbahn den Betrieb vollständig auf. Graz und Klagenfurt rücken zeitlich zusammen, sodass die Wirtschaftsregion „Area Süd“ entstehen soll. Was bedeutet das für den Immobilienmarkt?

KERN: Einige steirische Unternehmen fanden sich bereits in den Regionen Klagenfurt und Villach ein, um Projekte zu entwickeln. Wir bemerken schon jetzt, dass die Preise auf den neuen Ballungsraum, die Area Süd, reagieren. Man sieht, dass unsere Mitgliedsbetriebe auszeichnet, dass sie agieren, anstatt zu reagieren. Das erfüllt mich mit Stolz. Denn genau diese Dynamik macht uns in schwierigen Zeiten so resilient.

OIZ: Welche Themen brennen Ihnen und Ihren Kollegen im Bundesland generell unter den Fingernägeln?

KERN: Wir brauchen weniger „Staat“ und mehr Freiheit für das Unternehmertum. Selbst in Zeiten, in denen alle trommeln, dass dereguliert werden soll, schwimmt die Regulierungswelle munter weiter. Wenn die Wirtschaft schwächelt, muss man die Zügel lockerlassen. Sonst kommt irgendwann der Stillstand.

OIZ: Neben Ihnen vertritt Klaus Sommerauer die Steiermark im Ausschuss des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder. Mit welchen Anliegen können sich Mitglieder an ihn wenden?

KERN: Klaus Sommerauer ist der Berufsgruppensprecher der Maklerinnen und Makler in der Steiermark. Er hat immer ein offenes Ohr und greift dort an, wo es nötig ist. Ebenso wie meine Stellvertreterin Katharina Waidacher, die Sprecherin der Immobilienverwalterinnen und -verwalter ist. Ein tolles Team, das für unsere Branche brennt!

 

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