Schädlinge im Visier
Hausverwalter und Liegenschaftseigentümer zeichnen im Rahmen der Instandhaltungspflicht für den schädlingsfreien Zustand der Außenanlagen verantwortlich, wodurch auch die Grünflächen stets im Auge behalten werden müssen.

Grünflächen in Wohnanlagen steigern die Lebensqualität. Allerdings ist der Naturraum ebenso bei Insekten beliebt, was wiederum zu einer Beeinträchtigung der Aufenthaltsqualität führen kann. Im schlimmsten Fall hindern Schädlinge nicht nur das gesunde Pflanzenwachstum, sondern sind für den Menschen mitunter lebensbedrohlich – wie etwa Wespen für Wespengiftallergiker – oder gesundheitsbeeinträchtigend wie die Raupen des Eichenprozessionsspinners. Die bis zu drei Zentimeter langen Tierchen fressen die Eichenblätter, schädigen den Baum aber nicht nachhaltig. Die Härchen der Raupen können beim Menschen bei Kontakt mit der (Schleim-)Haut zu Irritationen oder anderen allergischen Reaktionen führen. Da die Härchen leicht abbrechen und mit dem Wind über längere Distanzen vertragen werden, kann es ebenso zu Atemwegsreizungen kommen. Ein Befall muss daher gemeldet und jedenfalls behandelt werden. Marianne Jäger, Geschäftsführerin von Marianne Jäger Gebäudedienste, rät Hausverwaltern daher, Grünanlagen regelmäßig zu begutachten und nach Schädlingen Ausschau zu halten, um einen Befall frühzeitig zu erkennen. Ein systematisches Vorgehen bei Schädlingsbefall verhindert Auseinandersetzungen mit Mietern und Eigentümern und hilft etwaige Kosten durch Pflanzentausch oder Sachbeschädigungen zu vermeiden. Sind Pflanzen oder Bäume stark befallen, kann nämlich manchmal nur mehr der Landschaftsgärtner weiterhelfen.

Credit: Jäger Gebäudedienste
Bei akutem Befall sollte jedenfalls ein zugelassenes Schädlingsbekämpfungsunternehmen beauftragt werden, um eine effektive und nachhaltige Entfernung zu garantieren. Problematisch sei heute, dass es nicht gegen jedes Ungeziefer eine biologische Waffe gebe und der Einsatz von chemischen Mittel immer mehr eingeschränkt werde, sagt Jäger: „Mittlerweile ist es eine Herausforderung, ein Produkt zu finden, mit dem der Schädling bekämpft werden darf. Die Zulassungen sind sehr restriktiv.“ Dass nicht immer ein Einsatz von Insektiziden notwendig ist, zeigt sich am Beispiel des Dickmaulrüsslers. Die Käfer fressen in der Nacht die Blätter, die Larven hingegen bevorzugen die Wurzeln. „Diese Schädlinge bringen Grünbewuchs relativ gut zum Sterben“, lacht Jäger. Ein effektives Mittel in der Bekämpfung der Larven sei das Ausgießen von parasitären Nematoden, sprich von Fadenwürmern, die sich durch die Erde robben und die Larven fressen.
Auch in Gebäuden aktiv
Schädlingsbefall im Grünraum betrifft oftmals ebenfalls das Gebäude. „Selbst wenn der Lebensraum der Schädlinge grundsätzlich im Grünen ist, so nutzen sie auch gerne die Gebäudesubstanz als Unterschlupf und müssen dann dort bekämpft werden, wie etwa die Wespen in der Fassade,“ sagt Jäger und hat diesbezüglich weitere Beispiele parat. Südseitig gelegener und von der Sonne ausgetrockneter Rasen ist ein gefundenes Fressen für Rote Spinnmilben. Abgesehen von der Schädigung des Rasens verursachen sie ein weiteres Problem. Jäger: „Die millimeterkleinen Larven haben einen natürlichen Reflex auf der Suche nach Wirten die Grashalme hochzuklettern. Dieses Verhalten führt dazu, dass sie auch Hausfassaden – sogar mehrere Stockwerke – hinaufkrabbeln. Im schlimmsten Fall gelangen sie über Fenster und Balkontüren in die Wohnungen und hinterlassen dort auf Wänden graugrüne Streifen.“ Die oftmals als lästig empfundenen Ameisen hingegen sind für Wiesen ein sehr wichtiger Bewohner, da sie für die Zersetzung von Insekten sowie anderen organischen Abfällen sorgen. „Einen Ameisenbefall behandeln wir nur in Gebäuden. Wer Ameisen auf der Wiese tötet, tötet auch alle anderen Nützlinge“, betont Jäger, die in diesem Zusammenhang den Laufkäfer erwähnt: „Im Garten zählt er zu den guten und man lässt ihn am Leben. Er wird erst bekämpft, wenn er im Haus ist.“ Besonders wenn es heiß ist, sucht er kühle Orte im Gebäude auf. Unangenehm dabei ist, dass er ein stinkendes Sekret absondert.
Müllmanagement als Präventivmaßnahme
Um gar nicht erst den Schädlingsbekämpfer kontaktieren zu müssen, gilt es, präventive Maßnahmen zu ergreifen. Bezüglich Rasen reduzieren regelmäßiges Mähen, Mulchen und das Entfernen von abgestorbenem Pflanzmaterial potenzielle Schädling-Brutstätten. In Sachen Grünbewuchs hilft es, widerstandsfähige Arten und Mischkulturen zu pflanzen, um das Risiko von Massenvermehrungen zu minimieren. Die meisten Schädlinge sind auf eine Pflanzenart spezialisiert, betont Jäger. Sie empfiehlt somit eine Pflanzenvielfalt im Grünraum: „Je vielfältiger die Gestaltung, desto leichter hat man es in der Schädlingsbekämpfung.“ Ein Buchsbaumzünsler frisst recht zügig selbst mannshohe Bäume leer. Die Miniermotte hingegen liebt Thujen. Gibt es bei diesen Gewächsen einen Befall, sollten tote Pflanzen daher besser gleich durch eine andere Sorte ersetzt werden, so die Expertin.
Zur Vorbeugung in Sachen Schädlingsbefall gehört aber auch das Müllmanagement. Geschlossene Sammelbehälter und regelmäßige Entleerung erschweren Schädlingen den Zugang zu Futterquellen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Bewohner für Müllvermeidung und Hygiene im Grünraum zu sensibilisieren und über Meldepflichten bei Schädlingsbefall zu informieren.