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Vertikales Grün für kühlere Gebäude und besseres Stadtklima

15.07.2025

Ein Forschungsprojekt der Boku Wien entwickelt neue Lösungen zur Begrünung von Glasfassaden.

Der steigende Energieverbrauch durch überhitzte Gebäude, insbesondere mit großflächigen Glasfassaden, stellt Städte laut einer Aussendung zunehmend vor klimatische, ökologische und wirtschaftliche Herausforderungen. Ein Forschungsteam um Rosemarie Stangl vom Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau der Boku University hat im Rahmen des Projekts GlasGrün gemeinsam mit Partner*innen innovative, vertikale Begrünungssysteme zur Vorverschattung von Glasfassaden entwickelt und erfolgreich getestet.

Kletterpflanzen für die Kühlung

Im Fokus von GlasGrün steht die Entwicklung nachrüstbarer Begrünungssysteme für erd- bis eingeschossige Glasfassaden, wie sie typischerweise bei Büro- und Gewerbebauten zu finden sind. Durch standortangepasste Kletterpflanzen sowie eigens konzipierte Kletter- und Rankhilfen sollen Glasflächen im Sommer (Juni bis September) effektiv verschattet werden mit dem Ziel, die Oberflächentemperaturen zu senken, das Raumklima zu verbessern und den Kühlbedarf spürbar zu reduzieren. „Pflanzen sind wahre Alleskönner, wenn es um die Anpassung an den Klimawandel geht. Sie verbessern nicht nur das Mikroklima und die Luftqualität, sondern tragen aktiv zur Energieeffizienz von Gebäuden bei“, so Projektleiterin Rosemarie Stangl.

Zwei Objekte zur Demonstration

Anhand zweier realisierter Demonstrationsobjekte – dem Mpreis Bistro Söll in Tirol (in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Rataplan Architektur Zt) und dem Büroobjekt TB Obkircher in Wien (in Zusammenarbeit mit lichtblauwagner Architekten) – wurde das Projekt getestet. Dabei zeigten sich folgende Ergebnisse: „Schon im dritten Standjahr lag die pflanzliche Deckung bei über 90 Prozent, die solare Einstrahlung auf die Glasflächen konnte im Sommer somit um mehr als 90 Prozent reduziert werden. Ergänzende Messungen belegen auch eine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit um rund 10 Prozent – ein entscheidender Beitrag zur Verbesserung der thermischen Behaglichkeit“, so Stangl.

Erstmalig konnte aus den erhobenen Daten ein sogenannter Grünverschattungsfaktor (Fbs) abgeleitet werden. Dieser macht den Verschattungseffekt durch Pflanzen quantifizierbar und vergleichbar mit konventionellen, technischen Sonnenschutzsystemen. Damit schafft GlasGrün die Basis, um Bauwerksbegrünung künftig in energetischen Gebäudeausweisen und Planungsrichtlinien zu berücksichtigen.

Von Vertikal- sowie Dachbegrünungen

Begrünung © BRIEFER/ BOKU University
© BRIEFER/ BOKU University

GlasGrün ist eingebettet in eine umfassende Forschungsinitiative des Boku-Institutes für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau, die sich der Messbarmachung von Begrünungseffekten widmet. In den Projekten Hedwig und Margret werden unter anderem bestehende Vertikalbegrünungen sowie Dachbegrünungen analysiert und unter dem Lead von IBO in standardisierten Prüfboxen die Wirkungen junger Grünsysteme auf das Raumklima und die Gebäudehülle untersucht. Dabei entsteht eine fundierte Datengrundlage, um Begrünung künftig systematisch in Planungs-, Bau- und Energieprozesse zu integrieren. Mehr Informationen zu Hedwig und Margret.

Das Boku-Forschungsprojekt zeigt: „Bauwerksbegrünung ist nicht nur eine ästhetische Spielerei, sondern ein entscheidendes Element für zukunftsfähige Architektur. Mit messbaren Effekten auf die solare Einstrahlung, Luftfeuchtigkeit und Innenraumsituation ist vertikales Grün ein wirksames Mittel gegen urbane Überhitzung – und ein aktiver Beitrag zu mehr Lebensqualität in unseren Städten“, so Rosemarie Stangl abschließend. Die Kennwerte von GlasGrün werden aktuell in einem Leitfaden zusammengefasst.

Das Projekt GlasGrün wurde gefördert vom Bundesministerium der Republik Österreich für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) sowie der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) im Programm „Stadt der Zukunft“.


Mehr Informationen zur Studie – und über 30 weitere Projekte von Boku-Forscher*innen über vorbeugende Hitzemaßnahmen finden Sie auf der Website „Heat an the City“

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