Digitale Feldversuche

19.03.2019

 
Soziale Medien sind in der Vermarktung von Immobilien ein noch weitgehend unbeackertes Feld. Wer damit Erträge erzielen möchte, ist gut beraten, einen Profi ans Werk zu lassen.
Vernünftig und strategisch eingesetzt kann via Facebook oder auch Instagram eine breite Kundenschicht erreicht werden.
Vernünftig und strategisch eingesetzt kann via Facebook oder auch Instagram eine breite Kundenschicht erreicht werden.
„Facebook zu nutzen ist nichts,  was man schnell mal nebenbei macht.“ - Peter Sittler, geschäftsführender Gesellschafter bei Sittler Consulting und Sittler Immobilien
„Man kann sich auch selbst etwas bei­bringen, aber sinnvoller ist es, jemanden für die ­Betreuung der eigenen Social-Media-Accounts anzustellen.“ - Christian Karner, IFIN-Geschäftsführer

„Suche 80 m² Wohnung im 22. Bezirk“, lautet ein Post auf Facebook. Ob der Suchende fündig wird, ist fraglich. Fakt ist allerdings, dass immer mehr Menschen über soziale Netzwerke – in erster Linie Facebook – eine neue Bleibe suchen. Für Immobilienmakler und Bauträger bieten sich dadurch neue Vermarktungspotenziale. Diese werden bis dato allerdings noch wenig bis gar nicht genutzt. „Das ist wie beim Thema Website. Früher dachten alle, so was braucht man nicht, und heute geht’s nicht mehr ohne. Bei sozialen Medien wird das genauso sein“, mutmaßt Peter Sittler, geschäftsführender Gesellschafter Sittler Consulting und Sittler Immobilien.

Bei der vor zweieinhalb Jahren neu gegründeten Maklerfirma IFIN Immobilien waren soziale Netzwerke von Anfang an fixer Bestandteil der Vermarktung. Auf Facebook betreibt IFIN zusätzlich zur Unternehmensseite eine offene Gruppe zur Vermarktung von Miet- und Kaufobjekten in Wien und Umgebung. Und auf Instagram, das bis dato hierzulande noch äußerst selten genutzt wird, ist IFIN ebenso präsent. Das große Engagement mag vielleicht auch daran liegen, dass die Eigentümer zu den Digital Natives zählen. Also jener Generation, die mit der digitalen Welt aufgewachsen ist. „Viele große bekannte Marktteilnehmer ziehen erst Schritt für Schritt nach“, sagt IFIN-Geschäftsführer Christian Karner. Warum Social Media bis dato noch stiefkindlich behandelt wird, liegt laut Sittler am erforderlichen Zeitaufwand: „Wenn man es ordentlich macht, sodass es einen Nutzen für den Kunden hat, nimmt es relativ viel Zeit in Anspruch. Das schreckt oft ab. Viele stellen sich hier die Kosten-Nutzen-Frage.“ Dass ein Auftritt in sozialen Medien „nicht etwas ist, das man nebenbei machen kann“, bestätigt auch Karner. IFIN hat deshalb einen eigenen Teilzeit-Mitarbeiter eingestellt, um ihren Facebook- und Instagram-Account professionell zu betreuen. Dieser schneidet Fotos, macht Videos, stellt den Content online und aktualisiert die Profile. „Um es gescheit zu machen, braucht man einen Profi“, ist Karner überzeugt. Die eingehenden Anfragen bearbeitet die Sekretärin. Sie antwortet auf Posts, verschickt Exposes und leitet sie an die zuständigen Makler weiter. Eine zentrale Anlaufstelle zu haben ist wichtig, sagt der IFIN-Geschäftsführer. Rund ein Drittel der Anfragen generiert sein Unternehmen derzeit via Social Media. „Die Quote bei Abschlüssen ist bei Facebook zwar niedriger als bei Immobilienplattformen, aber man erreicht dort einfach mehr Leute“, sagt Karner, der die Vermarktung via Social Media als „Verkaufsbooster“ sieht.

Mit Strategie
Vernünftig und strategisch eingesetzt kann via Facebook oder auch Instagram eine breite Kundenschicht erreicht werden. Doch was ist vernünftig und strategisch? „Immer nur die neuesten Immobilien zu posten hat keinen Charme“, sagt Sittler: „Beim Facebook-Auftritt darf es nicht ausschließlich um den Verkauf von Immobilien gehen.“ Wichtig sei ein Mix an Infos. Um Likes zu generieren, Follower zu gewinnen und infolgedessen eine Reichweite zu erzielen, müssen interessante, hilfreiche und abwechslungsreiche Informationen geboten werden. Das können Tipps, Firmennews, Fach- und Hintergrundinformationen, FAQs ebenso sein wie Kommentare zu Branchendiskussionen oder Fotos von Kundenevents (Achtung Datenschutz!). Ein weiterer Vorteil für Unternehmen: Man kann auf Facebook auch gut die eigene Kompetenz hervorstreichen. Generell sei es laut Sittler wichtig, authentisch zu bleiben. Empfehlenswert sind übrigens regelmäßig ein bis zwei Posts pro Woche. Da Social Media von der Interaktion lebt, ist es für Unternehmen außerdem wichtig, Präsenz zu zeigen: das heißt, Posts zu beantworten und sich gegebenenfalls auch in Diskussionen einzubringen.

Was auf Facebook möglich ist, zeigt Maklerin Elisabeth Rohr. Sie präsentiert wöchentlich die Immobilie der Woche, die von einer „Magical History Tour“, einer zeitgeschichtlichen Notiz, meist zu Orten nahe der Immobilie begleitet wird. Das Angebot kommt bei den Usern gut an: 1.660 Personen gefällt das. „Für einen Makler in Österreich ist das sehr viel“, sagt Sittler und weist darauf hin, dass erst die Likes den Auftritt erfolgreich machen: Ohne Likes wird man als Unternehmen nicht wahrgenommen. Erst durch das Anklicken, Kommentieren und Teilen von Beiträgen wird Bekanntheit erreicht. Der Aufbau einer Fangemeinde kann allerdings mühsam und langwierig sein. Zur Abkürzung dieses Prozesses bietet Facebook die Schaltung von Gefällt-mir-Anzeigen an.

 „Ich muss mir vorab genau überlegen, wen ich ansprechen will,“ sagt Sittler, denn: Ob ein Facebook-Auftritt Sinn macht, hängt schließlich wesentlich von der Zielgruppe ab, die man mit seinem Angebot erreichen möchte oder kann. Das Publikum auf Facebook ist generell jünger. Die meisten Nutzer in Österreich sind zwischen 20 und 40 Jahre alt. Wer sich in dieser Zielgruppe gut aufgehoben fühlt, dem öffnen soziale Medien mit Sicherheit neue Türen in der Vermarktung.

Auch wenn sie aktuell in der Immobilienvermarktung noch ein Nischendasein fristen, ist Sittler überzeugt, dass sich das in naher Zukunft ändern wird: „Die Vermarktung geht immer mehr über die Optik. Außerdem wird heute vieles vom Plan weg verkauft. Die meisten können sich aber vom Plan kein Bild der späteren Wohnung machen.“ Für die anschauliche Präsentation von Immobilien mittels Fotos, Visualisierungen, Videos, animierten GIFs, 360-Grad-Bildern oder Virtual-Reality-Besichtigungen bieten sich soziale Medien wie Facebook oder Instagram mit Sicherheit an.