Ungenutzte Stellplätze lukrativ verwerten

Garagenvermietung
06.06.2018

 
In Wiens privaten Tiefgaragen stehend tausende Parkplätze leer. Zum Leidwesen der Liegenschaftseigentümer. Zwei Wiener Start Ups haben Lösungen entwickelt, die helfen, leerstehende Stellplätze gewinnbringend auszulasten.
Dominik Wegmayer, Managing Partner von Payuca: „Unser Geschäftsmodell macht private Garagen der Öffentlichkeit flexibel und leicht zugänglich, dadurch ergeben sich Einnahmen für Liegenschaftseigentümer ohne viel Aufwand.“
Dominik Wegmayer, Managing Partner von Payuca: „Unser Geschäftsmodell macht private Garagen der Öffentlichkeit flexibel und leicht zugänglich, dadurch ergeben sich Einnahmen für Liegenschaftseigentümer ohne viel Aufwand.“

Das Wiener Garagengesetz verpflichtet seit einigen Jahren bei Neubauten zur Errichtung von ausreichend Stellplätzen. Genau genommen ein Stellplatz pro 100 m² Wohnnutzfläche. An sich eine wohlüberlegte Lösung, um dem Parkplatzproblem Herr zu werden. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild: Tausende Stellplätze stehen leer und es wird laufend neuer Leerstand produziert.

In jenen Bezirken Wiens, wo es noch keine flächendeckenden Kurzparkzonen gibt, hält sich der Bedarf an einem eigenen Stellplatz in Grenzen. Und dort, wo es Kurzparkzonen gibt, stellt die jährliche Parkpickerl-Gebühr von 90 beziehungsweise 120 Euro für im Bezirk wohnhafte Fahrzeuginhaber offenbar selbst bei Parkplatzmangel wenig Anreiz dar, für die Miete oder gar den Kauf einer Garage teures Geld zu bezahlen. Eine Garagenmiete schlägt sich im Vergleich dazu monatlich mit rund 50 Euro am Stadtrand oder bis zu 150 Euro und darüber hinaus in guten innerstädtischen Lagen zu Buche.

Teure Garagenplätze

Macht die Errichtung von Stellplätzen im Zuge von Wohnungsneubauten also überhaupt Sinn? Laut Roland Pichler, Geschäftsführer Die Wohnkompanie, könne das nicht pauschal beantwortet werden: „Es gibt Lagen und Projekte in Wien, da sind Garagenplätze ein Muss, anderorts wiederum machen sie keinen Sinn.“ Der klassische Wohnungskäufer, der sich von seinem Ersparten ein Eigentum leiste und diese über zwei, drei Jahrzehnte abzahle, sei durchaus an einen Garagenplatz interessiert, weiß Pichler. Bei Vorsorgenwohnungen sehe die Sache hingegen anders aus, sagt er und liefert dazu ein Beispiel: „Bei unserem Projekt Südhang Oberlaa, das Ende 2019 fertiggestellt wird, entstehen 183 Stellplätze für 331 Wohneinheiten. Aktuell wurde ein Drittel der Stellplätze, die für Vorsorgewohnungen vorgesehen sind, verkauft. Bei Eigentumswohnungen ist das Verhältnis 1:1.“ Zeige sich, dass die Errichtung von Stellplätzen keinen Sinn mache, nehme sein Unternehmen von der Möglichkeit zur Ausgleichsabgabe Gebrauch. Bei einem Ende 2017 fertiggestellten Mietwohnungsobjekt in der Brünner Straße beispielsweise strich die Wohnkompanie in Absprache mit dem Käufer in der Planungsphase kurzerhand eines von zwei geplanten Tiefgarage-Geschossen.

Was aber tun, wenn der Leerstand bereits existiert und eine Umnutzung der Garage aufgrund von bautechnischen und eigentumsrechtlichen Vorgaben unmöglich ist? Zwei Wiener Start Ups haben sich dieser Problematik angenommen und neue Vermarktungswege gefunden. 

Neues Geschäftsmodell

„Unser Geschäftsmodell macht private Garagen der Öffentlichkeit flexibel und leicht zugänglich, dadurch ergeben sich Einnahmen für Liegenschaftseigentümer ohne viel Aufwand“, erzählt Dominik Wegmayer, Managing Partner von Payuca. Sein Unternehmen hat ein App-basiertes Parkplatzbewirtschaftungssystem mit eigenem Zutrittssystem entwickelt. Die Idee dahinter: Nicht vermietete Dauerparkplätze werden stunden- oder tageweise über die Payuca-App zu einem Tarif von zwei Euro pro Stunde und maximal 16 Euro für den ganzen Tag vermarktet. Wegmayers Unternehmen kümmert sich um die Verwertung, Verwaltung, Rechnungsabwicklung und das Marketing. Es wird lediglich eine Mindestanzahl von je nach Lage zwei beziehungsweise sechs Stellplätzen sowie eine Mindestvertragsdauer von 36 Monaten vorgegeben. Der Liegenschaftseigentümer bestimmt selbst, wieviele Stellplätze er darüber hinaus Payuca überlässt.

Registrierte App-Nutzer erhalten mittels Bluetooth Zugang zu den von Payuca verwalteten und in der App angezeigten Stellplätzen. Bei der Installation des Zutrittsystems bietet das Start Up zwei Varianten an: Erfolgt die Installation inklusive Beschilderung durch Payuca werden die Einnahmen mit dem Eigentümer 50:50 geteilt. Übernimmt der Eigentümer die Installationskosten, erhält er 70 Prozent der Einnahmen. Die Installation kostet zwischen 2.500 und 4.000 Euro.

Aktuell zählt die App 2.350 registrierte Nutzer. Bewirtschaftet werden 37 Standorte mit zwischen 10 und 150 Stellplätzen pro Garage. Schon bald werden es allerdings mehr. Die 2013 gegründete Wiener Parkplatzbörse, auf der freie Stellplätze gemeinnütziger Wiener Bauträger inseriert werden, hat vor kurzem die Zusammenarbeit mit Payuca angekündigt. „Die Wohnbauunternehmen verwalten zehntausende von Parkplätze verteilt auf ganz Wien. Da fällt schon ein Leerstand von ganz wenigen Prozent ins Gewicht“, betont Wegmayer.

Eine andere Möglichkeit, leere Garagenplätze zu vermarkten, bietet MyNextGarage. Es handelt sich dabei um einen Online-Community-Marktplatz, auf dem Privatpersonen, Makler und Unternehmen freie Stellplätze zum langfristigen Vermieten, Mieten oder Teilen anbieten können. MyNextGarage-Gründer Vincent Gummlich: „Auf unserer Plattform kann jeder seinen freien Garagenplatz, Stellplatz oder Parkplatz gratis zu seinen Konditionen - also Preis, Dauer, Kaution etc. - für Auto- oder Motorradfahrer inserieren. Über die Plattform erfolgt die Online-Buchung, monatliche Zahlungsabwicklung und Kündigung. Zusätzlich erhalten Mieter und Vermieter eine Buchungsbestätigung, welche einem Stellplatz-Nutzungsvertrages von Apcoa oder Wipark ähnelt.“ Der Mieter zahlt für das Service eine monatliche Service-Gebühr von rund 12 Prozent der Monatsmiete. Für Vermieter ist das Vermittlungsportal gratis.  Ab Herbst 2018 bietet MyNextGarage auch den Verkauf von Garagen- und Parkplätzen an. Das Service soll „Bauträgern eine bessere Liquidität und Planbarkeit vor Fertigstellung der Immobilien durch den Verkauf von Garagen sichern“, so Gummlich.