Knappe Rohstoffe, teure Baustellen

Bauträger
09.09.2021

 
Die österreichischen Bauträger sind von der schwindenden Verfügbarkeit von Rohstoffen und in weiterer Folge von steigenden Preisen für Bauleistungen massiv betroffen.
Teuer Baustellen: Laut der Statistik Austria verteuerte sich der Hochbau im zweiten Quartal 2021 um 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.
Teuer Baustellen: Laut der Statistik Austria verteuerte sich der Hochbau im zweiten Quartal 2021 um 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Und täglich grüßt das Murmeltier, möchte man meinen: Am 10. August tat die Statistik Austria erneut „Steigende Preise für alle Bausparten“ kund. Die Meldung bezog sich auf das zweite Quartal 2021. Dabei verzeichnete der rot-weiß-rote Hochbau mit 107,3 Indexpunkten eine Verteuerung um 7,4 Prozent zum Vorjahresquartal und um 4,5 Prozent zum Vorquartal. Laut den Statistikern trugen hauptsächlich Bauleistungen wie Holzbau, Metallbau, Glasfassaden, Beton- und Stahlbeton sowie Dachabdichtungen zu den Preisanstiegen bei. Grund dafür bildet wiederum die Kostenerhöhung diverser Rohstoffe.

Konjunkturbedingte Auslastung

Indexpunkte hin oder her. Was tut sich an der „Front“, sprich wie beurteilen heimische Bauträger die Lage? Serban Metes, Leiter der Abteilung Einkauf bei Glorit, beobachtet die Marktentwicklung aufmerksam und kritisch: „Die aktuelle Rohstoffsituation hat sich für uns bereits im Februar abgezeichnet. Wir haben daher sofort reagiert und unsere Lagerbestände vorausschauend angepasst – von just-in-time auf maximale Lagerhaltung – und um circa das Vierfache im Vergleich zum üblichen Niveau aufgestockt. So bleiben wir handlungsfähig und produzieren wie gehabt weiter. Teilweise haben wir mit Preissteigerungen im Einkauf von bis zu 400 Prozent auf einzelne Rohstoffe zu kämpfen.“ Vor allem die Verteuerung von Holz (insbesondere Konstruktionsvollholz und Parkettböden), Stahl und Beton macht Glorit zu schaffen.

Beim Innsbrucker Bauträger Carisma Immobilien fällt ebenfalls die Preiserhöhung von Stahl besonders ins Gewicht; darüber hinaus jene von Holz – in Form von Spanplatten sowie von Leimbinder – und von Dämmstoffen. Die Verteuerungen begannen im Vorjahr und schlagen 2021 richtig durch, erläutert Geschäftsführer Michael Kugler. Und weiter: „Zum Corona-bedingten Rohstoffmangel kommt die konjunkturbedingte Auslastung der Firmen.“ Bei den verkauften Projekten könne Carisma Immobilien leider nicht mehr auf die Preisanstiege reagieren. Bei einem Erwerb beim Bauträger hat ein Käufer die Preisgarantie, alle Risiken trägt zu hundert Prozent der Bauträger. „Bei unverkauften Projekten wird evaluiert, ob höhere Kaufpreise marktfähig sind. Wenn nicht, müssen sie gestoppt werden. Entweder sinken seitens der Lieferanten die Baupreise wieder oder die jährliche Kostensteigerung erlaubt die Durchsetzung der erforderlichen Kaufpreise“, so Kugler.

Licht am Ende des Tunnels?

Bei Glorit betont man, in ständigem Austausch mit den Lieferanten zu sein und gemeinsam nach Einsparmöglichkeiten, die für alle Beteiligten sinnvoll sind – auch für die Kunden –, zu suchen. Qualitätseinbußen aufgrund von Materialengpässen seien keine Option. Einkaufsleiter Serban Metes meint: „Aufgrund der Rohstoffknappheit hatten wir natürlich mit teils deutlich höheren Einkaufspreisen zu kämpfen. Diese Erhöhungen haben wir bei den noch nicht verkauften Objekten mit Preisanpassungen in geringem Ausmaß abgefedert. Unseren Kunden bieten wir die maximale Sicherheit mit unserer absoluten Fixpreisgarantie. Das heißt, wir erhöhen die Preise nicht nachträglich. Die Kunden können sich bei Vertragsabschluss auf unsere Termin- und Preistreue verlassen.“

Obwohl eine stärkere Abkühlung der Baunachfrage im Bereich Wohnungsneubau und -sanierung 2021 in Österreich nicht zu erwarten ist, ortet die Unicredit Bank Austria in einer aktuellen Analyse Licht am Ende des Tunnels: Die Versorgung mit Baustoffen sollte sich im Jahresverlauf verbessern, sodass mit einer zumindest leichten Beruhigung der Preise gerechnet werden kann. Ad Holz heißt es in der Analyse, dass die Top-20 Sägewerke in Europa beabsichtigen den Output 2021 um zumindest sechs Prozent zu erhöhen; deutlich stärker als in den fünf Jahren davor. Die deutsche Sägeindustrie, der größte Schnittholzproduzent in Europa, meldete im ersten Quartal 2021 bereits ein Produktionsplus von 18 Prozent. Für eine Abkühlung der Holzpreise spricht zudem der Rückgang der US-Sägeholz-Futures. Auch punkto Baustahl rechnen die Experten der Unicredit Bank Austria mit Bezug auf den europäischen Stahlverband noch heuer mit einer leichten Reduzierung der Kosten. Grund ist, das das Angebot die Nachfrage einholen wird. Analog dazu signalisieren die Future-Preise für Baustahl an der Metallbörse in London eine Entspannung 2021. Die heimischen Bauträger werden auf besagte Entspannung hoffnungsvoll gespannt sein.