Großes Bundesland – heterogener Immobilienmarkt

14.02.2017

 
Etliche Trends durchziehen das Land unter der Enns, wie Johannes Wild, geschäftsführender Obmann der niederösterreichischen Vermögens- und Immobilientreuhänder, berichtet.

Auf ihrer Website verlautbart die Gemeinde Wolfsthal (Bezirk Bruck an der Leitha) derzeit, dass in der Hauptstraße ab sofort sechs neu erbaute Reihenhäuser mit je 133 Quadratmetern Wohnfläche zum Verkauf stehen. Das günstigste Objekt schlägt mit 220.000 Euro zu Buche, das teuerste mit 260.000 Euro. Die Gemeinde veröffentlicht diese Information nicht nur in deutscher, sondern auch in slowakischer Sprache.

Das mit gutem Grund, wie Johannes Wild, geschäftsführender Obmann der niederösterreichischen Immobilien- und Vermögenstreuhänder, berichtet: „Wir beobachten, dass sich hier in Grenznähe immer mehr Slowaken ansiedeln. Ähnliches gilt für das nördliche Weinviertel, wo verstärkt Tschechen zuziehen. Der Grund ist schlicht darin zu suchen, dass die Preise günstiger als in ihrer Heimat sind. Noch handelt es sich um Einzelfälle.

Man merkt jedoch, dass sich der Immobilienmarkt diesbezüglich bewegt.“ Auch im sogenannten Speckgürtel herrscht unverändert Bewegung (siehe Seite 16). Da Liegenschaften in Mödling, Gießhübl, Hinterbrühl & Co meist teurer als in der Bundeshauptstadt sind, kam der Begriff „erweiterter Speckgürtel“ auf.

„Die Distanzen, die die Leute zum Pendeln nach Wien auf sich nehmen, werden größer. Die Immobilienpreise folgen dieser Entwicklung. Dank der Ende 2012 in Betrieb gegangenen Hochleistungsbahnstrecke fällt auch St. Pölten in diese Kategorie“, so Wild. Entsprechend zogen dort die Preise an. Gebrauchte Eigentumswohnungen mit sehr guter Lage und Ausstattung kosten in St. Pölten laut Re/Max zwischen 1700 Euro und 2000 Euro – was im Vergleich zu anderen Landeshauptstädten jedoch moderat ist.

Das Bundesland der Ein­familienhausbesitzer

Allerdings sind es nicht Eigentumswohnungen, sondern Einfamilienhäuser, die die Herzen der Bevölkerung höherschlagen lassen. Nicht umsonst handelt es sich bei Niederösterreich um das Bundesland mit den meisten Einfamilienhausbesitzern. Das prototypische Objekt zählt großzügige rund 200 Quadratmeter Wohnnutzfläche, was preislich nur mit günstigen Baugründen zu stemmen ist. In Wien-Nähe gibt es solche selbstredend nicht.

Um – der Nachfrage folgend – die Bautätigkeit im Bundesland anzukurbeln, plädiert Wild einerseits für eine Vereinfachung der Bauordnung, andererseits für eine „Öffnung“ der Wohnbauförderung. Zweiteres verfolgt ein einstimmig angenommener Antrag des Wirtschaftsparlaments der Wirtschaftskammer Niederösterreich vom vergangenen November. Dieser propagiert eine Senkung der in den Wohnungsförderungsrichtlinien vorgeschriebenen Baukostenobergrenze.

Denn für eine überwiegend heimische Wertschöpfung – mit lokalen, auch gewerblichen Bauträgern – seien die derzeitigen Obergrenzen unrealistisch niedrig. So wird die Wirtschaftskammer Niederösterreich, wie es in der Amtssprache so schön heißt, mit diesem Ersuchen an die Landesregierung herantreten. Man darf gespannt sein.