Deutsche zeigen verstärkt Präsenz

Immobilienmarkt
07.05.2018

 
Allianz Real Estate, Warburg-HIH Invest Real Estate, McMakler, Von Poll. Diverse Immobilien-Player aus Deutschland eröffneten jüngst hierzulande Standorte. Sie wollen den österreichischen Markt vor Ort umfassend betreuen.
Ein Mega-Deal: Im vergangenen Juli kaufte die deutsche Allianz Real Estate um rund 500 Millionen Euro von Signa „The Icon“ am Wiener Hauptbahnhof.
Ein Mega-Deal: Im vergangenen Juli kaufte die deutsche Allianz Real Estate um rund 500 Millionen Euro von Signa „The Icon“ am Wiener Hauptbahnhof.

It’s complicated. Derartig würden wohl etliche Österreicher auf den Social-Media-Kanälen ihren Beziehungsstatus zu den deutschen Nachbarn bezeichnen. Wobei die Gefühlskurve seit geraumer Zeit klar nach oben zeigt. Von den Emotionen abgesehen ist Fakt, dass Schwarz-Rot-Gold unverändert der wichtigste Handelspartner von Rot-Weiß-Rot ist. Aber auch umgekehrt stößt der Wirtschaftsmarkt auf großes Interesse. Dass vor allem in Österreich befindliche Immobilien sowie mit der Branche verbundene Dienstleistung – Stichwort: makeln – auf dem Schirm der Deutschen sind, bildet kein Novum. Sehr wohl neu ist hingegen, dass in der jüngsten Vergangenheit deutsche Immobilienunternehmen hierzulande Standorte aufsperrten.

So eröffnete die Allianz Real Estate Ende März ein Büro in der Bundeshauptstadt und ernannte mit Thomas Villadsen erstmals einen Direktor für Österreich und CEE. Annette Kröger, CEO Allianz Real Estate North & Central Europe, erläutert die Motivation zu diesem Schritt: „Auch wenn wir auf der Basis von weltweit ausgerichteten und einheitlichen Immobilienstrategien unterwegs sind, ist uns die Präsenz vor Ort genauso wichtig. Darauf richteten wir unsere Organisation im vergangenen Jahr verstärkt aus und entschieden, auch in Wien ein Büro zu eröffnen.“ Schließlich hat der Konzern mit Hauptsitz in München (und Paris) in Österreich derzeit rund 1,4 Milliarden Euro in Immobilien investiert. Bei einem Gesamtimmobilienvolumen in der Höhe von rund 56 Milliarden Euro weltweit kann sich dieser Anteil durchaus sehen lassen.

Sprungbrett in die CEE-Länder

Das Engagement in der Alpenrepublik steht beispielhaft für die Anlage- und Diversifikationsstrategie des Unternehmens. Mit Beteiligungen an einem Einzelhandelsportfolio von SES Spar European Shopping Centers und dem Investment in den Fischapark in Wiener Neustadt ist es im Retailbereich aktiv. „Mit dem Erwerb des ‚Hauses an der Wien‘ und ganz besonders mit einer unserer weltweit größten Investitionen in der Höhe von rund 500 Millionen Euro in ‚The Icon‘, direkt am neuen Wiener Hauptbahnhof, zeigen wir im Bürobereich Flagge. Und mit der Vergabe von Immobilienkrediten, zum Beispiel für das Projekt ‚Austria Campus‘ oder den IZD Tower in Wien ist der Immobilienfinanzierungsbereich abgedeckt. Mittel- bis langfristig können wir uns auch vorstellen, in den Bereichen Logistik oder Student Housing aktiv zu werden“, so Kröger. Sie betont darüber hinaus, dass der Standort in der österreichischen Bundeshauptstadt als Sprungbrett in die CEE-Länder dient.

Ein paar Monate vor Allianz Real Estate, nämlich im September 2017, eröffnete Warburg-HIH Invest Real Estate ein Büro in Wien, mit Martin Sabelko als Geschäftsführer. Bei dem Unternehmen mit Hauptsitz in Hamburg handelt es sich um One-Stop-Immobiliendienstleister vom Ankauf bis zum Exit. Es ist bereits seit vielen Jahren in der Alpenrepublik etabliert. Aktuell verwaltet es hierzulande ein Fondsvolumen in der Höhe von etwa 600 Millionen Euro. Sabelko erklärt: „Damit ist Österreich einer der wichtigsten Auslandsstandorte der Warburg-HIH Invest. Durch die Eröffnung des Standortes in Wien setzen wir unsere Expansion in Österreich und ausgewählten CEE-Ländern, unter anderem Tschechien, fort. Dort sind wir auf die Akquisition und das Management von Gewerbeimmobilien – Einzelhandel, Büros, Hotels – fokussiert, wobei das Engagement in Österreich sich auf alle Landesteile erstreckt.“

Sehnsucht nach dem Safe Harbour

Orten die zwei genannten Player insgesamt ein verstärktes Engagement deutscher Immobilieninvestoren hierzulande? Annette Kröger, CEO Allianz Real Estate North & Central Europe, antwortet: „Das Interesse von institutionellen Anlegern an Österreich ist generell groß. Sie kommen nicht nur aus Deutschland, sondern aus zahlreichen anderen Ländern, zum Beispiel auch aus Asien. Uns alle eint die Suche nach attraktiven Immobilieninvestments und einer breit angelegten Diversifikationsstrategie. An Österreich und den CEE-Staaten führt dabei kein Weg vorbei.“ Martin Sabelko, Geschäftsführer Warburg-HIH Invest Austria, unterstreicht unisono, dass sich die österreichische Volkswirtschaft in einer stabilen Wachstumsphase befindet und Investoren attraktive Rahmenbedingungen bietet. Und weiter: „Zwar ist der Markt eng – die Zugänge begrenzt –, aber als Diversifizierungsmöglichkeit sind Immobilieninvestitionen in Österreich für deutsche Institutionelle besonders interessant. Wichtig ist unseren Kunden das hohe Maß an Transparenz sowie an Rechts- und Investitionssicherheit. So ist das Mietniveau im Vergleich zu anderen europäischen Märkten sehr stabil und die Leerstände liegen durchweg im einstelligen Bereich. Damit ist Österreich – ähnlich wie Deutschland – für viele internationale Investoren ein Safe Harbor, in den sie gern einlaufen würden.“

Deutsche Makler kommen

Interessant ist Österreich aber nicht nur für Investoren, zunehmend drängen auch vermehrt deutsche Maklerunternehmen auf den heimischen Markt. „Derzeit beschäftigen wir an unseren Standorten in Wien und Graz 15 Personen, 10 davon sind Immobilienmakler“, erzählt Hanno Heintzenberg, Mitgründer und Geschäftsführer des deutschen Unternehmens McMakler. Nach einer rasanten Expansion in Deutschland eröffnete der Flatrate-Makler im November des Vorjahres den ersten Standort in Wien. Weitere sollen folgen. Vor allem die fünf größten Städte Österreichs stehen im Visier von McMakler. Dass das Unternehmen die Alpenrepublik ausgesucht hat, liegt nicht unbedingt an dem im Jahre 2015 in Deutschland eingeführten Bestellerprinzip sondern eher an der städtischen Expansionspolitik des Unternehmens. Ende April hatte McMakler ein Objektvolumen von rund 40 Millionen Euro in der Vermarktung. Mit Von Poll Immobilien hat sich in der österreichischen Bundeshauptstadt auch ein neuer Franchise-Makler angesiedelt. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Frankfurt am Main konnte Markus Herten als Lizenzpartner gewinnen.