Der Aufzug als Netzwerker

26.01.2017

 
Der Aufzug der neuesten Generation erzeugt und übermittelt selbst die Daten und Informationen, die nötig sind, um vorbeugend einzugreifen, damit es im Idealfall gar nicht zu einer Störung kommt. Und er ist so energieeffizient wie noch nie.
Der vorbeugende Wartungsservice „Max“ von ThyssenKrupp sammelt in Echtzeit Daten der vernetzten Aufzüge und berechnet die verbleibende Lebensdauer wichtiger Systeme und Komponenten.

Der Aufzug früherer Zeiten hat als solitäre Anlage in ihrem Schacht einfach nur maschinell Menschen befördert, oft auch versehen mit dem Warnschild „Vorsicht Aufzug". Mittlerweile sind Aufzugsanlagen vollgepackt mit elektronischen Komponenten, die miteinander kommunizieren und auch sehr viele Informationen erzeugen, die für einen optimalen Betrieb erforderlich sind sowie auch für die Optimierung der Wartung genutzt werden können. Für Gernot Schöbitz, Managing Director Kone Österreich, ist die Digitalisierung „eine treibende Kraft für die zukünftige Entwicklung unserer Städte, Gebäude und Aufzüge – die Gebäude der Zukunft werden mit Sicherheit höher und auch smarter." Schon heute sorgt jede Menge Software für Aufzugsgruppen dafür, dass die Aufzüge miteinander kommunizieren, die Verkehrsmuster eines Gebäudes „lernen", den Personenfluss optimieren und die Wartezeiten minimieren. „Bereits jetzt verbinden wir über Zutritts- und Kommunikationssysteme der Gebäude Automatiktüren mit unseren Aufzügen", so Schöbitz – „das Resultat ist ein Gebäude, das bereits beim Betreten weiß, wohin Sie wollen, und Sie auf dem effizientesten Weg an ihr Ziel bringt." Und zwar mit so wenig Energieaufwand wie noch nie. Schöbitz: „1996 hat Kone mit dem MonoSpace, dem ersten maschinenraumlosen Aufzug, die Industrie verändert. Seither vergeht kein Jahr ohne weitere Innovationen. Aufzüge fahren heute mit bis zu rund 80 Prozent weniger Stromverbrauch als 1995." Diese Energieeffizienz, die man heute erreiche, basiere wesentlich auf der Neuerung des maschinenraumlosen Aufzugs. Kone sei auch der einzige Hersteller, der seine Aufzüge vor Übergabe einer „Fahrkomfort-Messung" unterziehe.

Zustandsabhängige Wartung

Die Energieeffizienz ist aber sehr rasch nicht mehr die ursprüngliche, wenn der Aufzug nicht in dem beim Einbau vorherrschenden Zustand erhalten bzw. nicht entsprechend gewartet wird. Und um die Betriebsunterbrechungen durch Wartungsarbeiten möglichst kurz zu halten, ist es wichtig, den Aufzug begleitend zu warten. Die von den Komponenten gelieferten Daten und Informationen helfen dabei. Spezielle Sensoren können beginnende kleine Abnutzungen oder Abweichungen, die noch nicht zu einem Stillstand des Aufzugs führen, bereits erkennen, eine gewisse Häufung von momentan noch unauffälligen Vorfällen an der Anlage verzeichnen und daraus ableiten, dass es in absehbarer Zeit zu einer Störung führen könnte. Man hat also aufgrund von Informationen, welche die Anlage selbst erzeugt, die Möglichkeit, vorausschauend einzugreifen, damit es im Idealfall gar nicht zu einer Störung kommt. Bei Kone spricht man hier auch von einer „zustandsabhängigen Wartung".

Mobilitäts-Manager und Personenfluss-Intelligenz

Was die Digitalisierung betrifft, ist Kone aber noch einen Schritt weiter gegangen – mit Lösungen, die neben Aufzugs- und Rolltreppen auch automatische Türen und Tore umfassen, sprich: alles, was für den Personenfluss in einem Gebäude wichtig ist. Dabei werden die Komponenten so vernetzt, dass das Gebäude bereits beim sich Annähern des – mit einem Chip mit Sensor ausgerüsteten – Benutzers erkennt, wer da kommt und welches sein Ziel im Gebäude ist. Fährt man zum Beispiel mit dem Wagen durch das automatisch sich öffnende Tor in die Tiefgarage, bekommt die Aufzugsteuerung auch schon diese Information, bewegt den Aufzug zur Station der Tiefgarage und bringt den Benutzer dann auch automatisch an sein Ziel im Gebäude. Wobei man natürlich immer auch noch manuell eingreifen kann. „Diese Steuerungsmöglichkeiten des Gebäudes können auch sehr viel mehr an Barrierefreiheit, Komfort und auch an Sicherheit bringen", betont Schöbitz. Das Kone Personenfluss-Management kann auch Vereinzelungsanlagen bzw. Zutrittsschleusen umfassen, wobei die Schleuse auch gleich darüber informiert, welcher Aufzug für den Eintretenden der richtige ist. Auch die gezielte Steuerung der Haltetstellen-Beleuchtung kann über die Informationen des Aufzugs­systems erfolgen.

Weiters ermöglicht Kone mit dem Tool „Kone Care Online" den Wartungskunden jederzeit den gesicherten Zugriff auf alle Wartungsdaten und Serviceinformationen der Anlage per Mausklick: sei es die Vergangenheit der Anlage betreffend – deren Verfügbarkeit und Leistung, den angefallenen Reparaturaufwand und alle erbrachten Serviceleistungen – wie auch alle aktuellen Wartungs- und Serviceeinsätze und – die Zukunft der Anlage betreffend – durch die Dokumentation von Anlagenleistung und -kosten zur komfortablen Planung von Budgets für Instandhaltung und Modernisierung. Mit der mobilen Variante, Kone Mobile, ist die Steuerung des Systems auch über Mobile Devices möglich – vor allem für Hausverwalter ein gutes Werkzeug.

Weltweit vernetzt

Den laut unternehmenseigenen Angaben weltweit ersten vorbeugenden Wartungsservice für Aufzüge stellte ThyssenKrupp im April dieses Jahres auf der Hannover Messe vor: die Service-Lösung „Max" auf Basis der Microsoft-Cloud-Plattform Azure. Mithilfe des Internet der Dinge (IoT) soll „Max" die Sicherheit und Verfügbarkeit von Aufzügen deutlich steigern. Das Unternehmen plant, bis Ende 2017 weltweit rund 180.000 Aufzüge mit diesem Wartungsservice zu verbinden, das in Echtzeit Daten der vernetzten Aufzüge sammelt und die verbleibende Lebensdauer wichtiger Systeme und Komponenten mit Hilfe von Algorithmen berechnet. Informationen über Betriebsgeschwindigkeit und Traglast bis hin zu den Türmechanismen werden über die Cloud geteilt, sodass die Servicetechniker jederzeit eine aktuelle Übersicht über den Zustand des Aufzugs erhalten. Gebäudeeigentümer werden im Voraus informiert, um Systeme oder Komponenten rechtzeitig reparieren oder austauschen zu können.

Mit der neuen mobilen MAX-App werden Kunden zudem detaillierte Informationen darüber erhalten, wie der momentane Status des jeweiligen Aufzugs ist sowie – aufgrund der vorhersagenden Analyse – wann welches Ersatzteil ausgetauscht werden muss. Für den Service-Techniker wird es eine noch leistungsfähigere mobile Anwendung geben, die eine Echtzeitanalyse liefert und den Status des Aufzugs für die kommenden Monate prognostiziert. So können im Voraus zukünftige In­spektionen geplant werden.

Ein zweiter Eckpfeiler der Partnerschaft zwischen ThyssenKrupp und Microsoft ist die HoloLens-Technologie, eine spezielle Brille, die „Mixed Reality" ermöglicht (Vermischung von reeller Welt und einer virtuellen Realität) und damit die sicherere und schnellere Arbeit der Servicemitarbeiter des Aufzugsunternehmens unterstützt. Diese sollen mit Hilfe der HoloLens in der Lage sein, die spezifischen Kenndaten eines Aufzugs bereits vor einem Einsatz zu visualisieren. Vor Ort ermöglicht Holo­Lens jederzeit Zugang zu allen technischen Informationen des Aufzugs sowie Expertenunterstützung per Bildübertragung, und das alles mit dem Vorteil, jederzeit beide Hände frei zu haben. Erste Versuche hätten gezeigt, dass die Arbeit mit Unterstützung der HoloLens bis zu viermal schneller erledigt werden könne, vermeldet ThyssenKrupp.

Aufzugsplanung in wenigen Sekunden

Für die Planung von Aufzügen hat Schindler mit Digital Plan & Design ein praktisches und smartes Online-Tool entwickelt, das innerhalb kürzester Zeit Lösungen bietet für die komplette Aufzugsplanung von Wohn- oder Einfamilienhäusern, Bürogebäuden, Einkaufszentren, Hotels, aber auch von Bauten des Gesundheitswesens und öffentlichen Einrichtungen. Oliver Hilpert, Director New Installation und Mitglied der Geschäftsleitung von Schindler: „Für uns ist es von großer Bedeutung, Architekten und Planern mit möglichst schnellen, effizienten und planungssicheren Tools ihre Arbeit zu erleichtern." Ob Personen-, Service-, Betten- oder Lastenaufzug – mit Digital Plan & Design ließen sich komplexeste Aufgaben nun in knapp 15 Sekunden lösen. Die Features des Planungstools sind auf den jeweiligen Einsatzort abgestimmt und kalkulieren auch länderspezifische Normen mit ein.

Das Planungsprogramm bietet zwei Funktionen: „Fast Track" und „Online Planung". Der Modus „Fast Track" enthält einen Überblick über sämtliche Produkte von Schindler und detaillierte Produktbeschreibung. Bei der „Online Planung" reicht die Eingabe der Gebäudebasisdaten wie Höhe, Stockwerke und Personenanzahl, um sofort eine entsprechende Verkehrsanalyse zu erhalten. Geltende Normen und Bauordnungen werden auf Wunsch mitberücksichtigt. Der Nutzer erhält umgehend sämtliche empfohlene Aufzugsprodukte und mögliche Alternativen. Die übersichtliche Darstellung ermöglicht einen einfachen und raschen Vergleich. Produktdatenblatt, Leistungsbeschreibungen und Grundrisszeichnungen können als Ergebnisse lokal abgespeichert und weiterverarbeitet werden.

Hundert Prozent energieautark

Energieeffizienz ist auch bei Einbauten im Zuge von Generalsanierungen ein Thema der Stunde. So hat Otis in einem alten Zinshaus in Wien Hernals den ersten ausschließlich durch Solarstrom betriebenen Aufzug Österreichs installiert. Solarpaneele entlang des Aufzugsturms versorgen den neuen Lift im Innenhof des Gebäudes nun zu 100 Prozent mit selbsterzeugtem Strom, der in einer Batterie zwischengespeichert und bei Bedarf zur Verfügung gestellt wird. 
Wenn Aufzug und Batterien diesen Strom momentan nicht benötigen, wird er in das haus­interne Stromnetz eingespeist. „Das Antriebssystem des GeN2 Switch ist so ausgerichtet, dass der Aufzug selbst bei einem Netzausfall Energie für bis zu 100 Aufzugsfahrten zur Verfügung hat – somit können wir einen reibungslosen und zuverlässigen Betrieb sicherstellen", erklärt Roman Teichert, Geschäftsführer der Otis GmbH.